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Kulturelle Unterschiede
Im Gegensatz zu den kulturübergreifenden Basisemotionen „Ärgerzeichen“ existieren
für die informelle Kommunikation zwischen Verkehrsteilnehmern sicherlich kulturelle
Unterschiede, die sich im Fahrverhalten ausdrücken und auch einem Wandel unterworfen
sind.
Nach allgemeiner Ansicht fahren Südeuropäer dynamischer und zugleich defensiver als
Mitteleuropäer. Als informelle Signale zwischen den Fahrzeugen dienen in Südeuropa vor
allem die Beschleunigung und die Hupe. Ein Fahrer, der mit einer starken Beschleunigung
(eventuell unter Verwendung der Hupe) in eine Lücke einschert, erwartet, dass die anderen
Verkehrsteilnehmer nachgeben. Er erwartet aber auch keine weitere Rückmeldung, sondern
geht davon aus, dass seine Absicht erkannt und akzeptiert wird.
In Mittel- und Nordeuropa wird der Fahrer des einscherenden Fahrzeugs eher eine
Rückmeldung erwarten, zumindest in Form von Blickkontakt oder als Nicken oder Hand-
zeichen. Umgekehrt ist – zumindest in Deutschland – das Beharren auf dem Vorfahrtsrecht
verbreitet, sodass ein Einschermanöver ohne das Einholen des „Einverständnisses“ eines
anderen Verkehrsteilnehmers selten ist, da ansonsten die Gefahr einer Kollision droht.
Der Verkehr in USA ist durch gleichmäßiges und spurbezogenes Fahren gekenn zeichnet.
Hier spielen, abgesehen von den offiziellen Zeichen, informelle Zeichen eine geringere
Rolle.
In China ist der Verkehr – zumindest bislang – durch eine geringe Regelbefolgung und
eine für Ausländer schwer zu durchschauende Kommunikation geprägt. Chinesische Auto-
fahrer sind Meister der Überraschung, ignorieren Verkehrsregeln, Hupen gilt nur als
„freundlicher Gruß“ [16].
Von besonderer Bedeutung ist die Kommunikation zwischen Autos und Fußgängern.
Die Verständigung erfolgt hier durch Handzeichen, Betreten des Überwegs oder aber auch
Warten am Zebrastreifen, bis die Autos anhalten. Welche Auswirkungen hat das auf das
Verhalten von autonomen Fahrzeugen? Zum einen werden autonome Fahrzeuge aufgrund
der Trajektorie und Beschleunigung des Fußgängers vorhersagen, ob eine Kreuzungs-
Abb. 7.12 Alles gut!
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung