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Entwicklungs- und Freigabeprozess automatisierter
Fahrzeuge612
28.1 Einleitung
Die Leistungsfähigkeit von Sensortechnologie und Datenverarbeitung verbessert sich fort-
laufend. Dadurch lassen sich eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Fahrerassistenz-
systemen und die zunehmende Automatisierung von Fahraufgaben bis hin zu selbstfahren-
den Fahrzeugen realisieren [1].
28.1.1 Motivation
Im Zuge dieser Entwicklung werden technische und elektronische Systeme um ein Viel-
faches komplexer und stellen zukünftig Fahrzeughersteller und Entwickler vor neue
Herausforderungen. Insbesondere ein Wechsel von der bislang durch Menschen gesteuerten
hin zu einer hoch- bzw. vollautomatisierten Fahrzeugführung wirft grundsätzliche Fragen
zur Verantwortung oder Haftung auf. Dies erfordert neue Ansätze – in erster Linie neue
Sicherheits- und Testkonzepte [2]. Aus rechtlicher Sicht erfordern automatisierte Fahrzeuge
zur Minimierung der Risiken sorgfältige Sicherungsmaßnahmen bei der Entwicklung [3].
Diese müssen Nutzer akzeptieren. Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) müssen
sie auch nach dem jeweils neuesten Stand der Wissenschaft und Technik – innerhalb der
Grenzen des technisch Möglichen und wirtschaftlich Zumutbaren – konstruktiv möglich
sein sowie geeignet und genügend erscheinen, um Schäden zu verhindern [4].
28.1.2 Fragen an die Produktsicherheit zunehmender
Fahrzeugautomatisierung
Medienberichte über automatisierte Forschungsfahrzeuge von Automobilherstellern, Zu-
lieferern und IT-Unternehmen weisen seit Jahren auf die Vorbereitung einer Serienentwick-
lung hin. Für eine Markteinführung fehlen jedoch noch mehrere Voraussetzungen. Eine
zunehmende Automatisierung von Fahrfunktionen erfordert modernste, hochkomplexe
Technologien. Insbesondere durch die Nutzung elektrischer/elektronischer Komponenten
muss mit unvorhersehbaren Reaktionen gerechnet werden, die im Extremfall auch zu
Schäden an Leib und Leben führen können. Aktuell zieht eine Vollautomatisierung der
Fahraufgaben bei fahrerlosen Fahrzeugen (vgl. [3]) ohne einen verantwortlichen Fahrer
als Rückfallebene aufgrund der zunehmenden Komplexität schwer überschaubare Risiken
nach sich. Dazu kommen neue Haftungsfragen und eine begrenzte Toleranz bei technischen
Ausfällen. Während in Deutschland zurzeit jährlich über 3000 Unfalltote im Straßen-
verkehr gesellschaftlich offenbar akzeptiert sind, fehlt womöglich jegliche Toleranz bei
einem Unfalltoten, der im Zusammenhang mit vermeintlichen technischen Fehlern steht.
Obwohl eine Automatisierung des Fahrens ein erhebliches Sicherheitspotenzial verspricht,
wird eine übergreifende Vermarktung fahrerloser Fahrzeuge erst erfolgen, wenn eine
Klärung der Haftungsfragen und der Verantwortung bei technisch verursachten Schäden
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung