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Entwicklungs- und Freigabeprozess automatisierter
Fahrzeuge620
Schuld zu. So zerbrach die über 100 Jahre alte freundschaftliche Geschäftsbe
zie hung der
beiden Unternehmen. Bereits 1895 hatte Harvey Firestone Reifen an Henry Ford für die
Produktion seines ersten Automobils verkauft. Im weiteren Verlauf der Krise kam es zu
eklatanten Imageschäden mit Einbrüchen der Verkaufszahlen für beide Parteien [18].
Einen weiteren Beispielfall für mangelhafte Zulieferteile gab General Motors (GM) im
Februar 2014 bekannt. Durch die Folgen der Wirtschaftskrise 2009 stand der Automobil-
konzern kurz vor der Insolvenz und hatte nach einer staatlichen Rettungsaktion erstmals
wieder Gewinne ausgewiesen sowie Preise für neue Modelle erhalten. Doch der Schalter
des Zündschlosses einiger Modelle war scheinbar seit 2001 zu schwach ausgelegt, weshalb
der Zündschlüssel während der Fahrt in die Position „Aus“ zurückspringen konnte. In diesem
Fall schalten sich Motor, Bremskraftverstärker, Servolenkung und die Airbags ab. Die
GM-Ingenieure waren mit dem Vorwurf konfrontiert, den Sicherheitsmangel trotz früher
Warnzeichen mehr als zehn Jahre lang ignoriert zu haben. Der Konzern wurde deshalb bereits
wegen eines verschleppten Rückrufs zu einer Geldstrafe von 35 Millionen Dollar verurteilt
und sieht sich nach Massenrückrufen über Jahre mit milliardenschweren Schadenersatz-
klagen von Unfallopfern und Fahrzeugbesitzern konfrontiert [19].
28.4.1.2 Angeblich selbstbeschleunigende Fahrzeuge
Fahrzeuge mit automatisiertem Eingriff in die Längs- und Querführung bergen erhebliche
Risiken und eine Angriffsfläche für die Behauptung, es sei unerwünschtes Lenk- oder Be-
schleunigungs- bzw. Verzögerungsverhalten aufgetreten. Mit dem Vorwurf der ungewollten
Beschleunigung (unintended acceleration) durch angebliche technische Mängel standen in
der Vergangenheit bereits einige Automobilhersteller im Kreuzfeuer der Medien. Vor allem
in den USA hätten Fahrzeuge selbstständig beschleunigt und dadurch tödliche Unfälle ver-
ursacht. Betroffene Fahrer lösten deshalb Klagewellen aus, die seit Jahrzehnten andauern.
Ein Beispiel hierfür waren die Vorwürfe gegen Toyota, einem weltweit erfolgreichen und
für Qualität bekannten Konzern. Toyota schnitt bei einer Kundenzufriedenheitsstudie des
amerikanischen Marktforschungsunternehmens J.D. Power and Associates in den Jahren
2002, 2004 und 2005 sehr gut ab. Doch 2009 war Toyota mit Vorwürfen wegen angeblich
selbstbeschleunigender Fahrzeuge konfrontiert. Auslöser waren zunächst einzelne Vorfälle
von verrutschten Fußmatten, die für ein Verklemmen des Gaspedals verantwortlich gewesen
sein sollen. Dann wurde behauptet, die Fahrzeuge hätten wegen mechanisch klemmender
Gaspedale während der Fahrt unerwünscht beschleunigt. Da Toyota aus Sicht der NHTSA
nicht ausreichend schnell auf die Vorwürfe reagiert hatte, warf man dem Unternehmen
eine Verschleierung von Sicherheitsproblemen im Zusammenhang mit mehr als 50 Todes-
fällen in den USA vor. Neben den Zahlungen zum Schadensausgleich musste Toyota 2010
eine außergewöhnlich hohe Geldbuße von 16,4 Millionen Dollar an die Behörde bezahlen.
Daraufhin folgten weitreichende Rückrufaktionen und Schadensersatzklagen [20].
Ein weiteres Beispiel für einen nachgewiesenen technischen Fehler, der zu unerwünschten
Beschleunigungen führte, zeigt eine Rückrufaktion der NHTSA vom Juni 2014. Die Adap tive
Cruise Control von Geländefahrzeugen der Firma Chrysler reduzierte die Geschwindigkeit
nach einem vorübergehenden Übertreten nicht wieder auf die gesetzte Geschwindigkeit,
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