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Gesellschaftliche und individuelle Akzeptanz des autonomen
Fahrens654
(über zwei Drittel aller Aussagen in dieser Kategorie sind nicht positiv konnotiert
(s. Tab. 29.3), wobei sich Misstrauen und Skepsis entweder auf die technische Entwicklung,
die Sinnhaftigkeit oder aber die Umsetzbarkeit und Machbarkeit der Technologie beziehen.
In der Kategorie der ambivalenten Aussagen geht es vor allem um Voraussetzungen und
Konsequenzen (auf technischer, gesellschaftlicher oder Infrastruktur-Seite), die als wesent-
lich identifiziert werden, bevor autonomes Fahren positiv bewertet werden könnte.
Autonutzung und -besitz
Die Wahrnehmung von autonomem Fahren ist stark mit subjektiven und persönlichen
Motiven der eigenen Autonutzung verwoben. Die Analyse konnte hier zwei gegensätzliche
Pole der Bewertung von autonomem Fahren identifizieren: Auf der einen Seite stehen
Aussagen, in denen die Motivation zur Autonutzung aufgrund von Komfort und Flexibili-
tät des Autos sowie aufgrund „allgemeiner“ Vorteile des motorisierten Individualverkehrs
betont wurde. Solche Aussagen enthalten i. A. auch eine eher positive Einschätzung und
Bewertung des autonomen Fahrens: „Das Auto hat doch vor allem diesen fast ubiquitären
Charakter, weil es so praktisch ist. Ich fände es praktischer, wenn ich mir so ein auto-Auto
online an meine Haustür sekundengenau ordern kann und mich vor jedem Ziel absetzen
lassen kann, ohne mich um den Parkplatz zu kümmern. Wenn diese Zukunftsvision möglich
wird: Goodbye Porsche.“ Auf der anderen Seite sind Aussagen, die Aspekte von Freiheit,
Individualität, Kontrolle und den Spaß am Autofahren hervorheben, meist auch mit einer
skeptischen bis ablehnenden Haltung gegenüber der neuen Technologie verknüpft: „Wo
bleibt da der Spaß am Selbstfahren? Technik hin oder her: Ich möchte selbst bestimmen
über mein Fahrzeug und kein Computer.“ Darüber hinaus thematisieren einige User ganz
allgemein, welche Motive und Einstellungen der eigenen Autonutzung zugrunde liegen
oder setzen sich mit der Frage auseinander, warum man in einer Zukunft mit autonomen
Fahrzeugen das eigene Auto schließlich abschaffen würde (oder eben gerade nicht).
29.4.2.3 Vergleiche der Gruppen: Deutschland, USA und Heise online
Viele Wahrnehmungen, Einschätzungen, Perspektiven und Werthaltungen haben in allen
drei Gruppen ähnliche Ergebnisse gezeigt, dennoch konnten in einigen Bereichen auch
deutliche Unterschiede ausgemacht werden, die entweder länderspezifisch oder wissens-
spezifisch waren (für die Kommentare auf Heise online konnte angenommen werden, dass
hier ein deutlich größeres Wissen zum Thema autonomes Fahren vorhanden war sowie
ein größeres Verständnis von Technik und Technologie allgemein). Neben den bereits er-
wähnten Themen zu Haftung, Versicherung und Recht und zu Entwicklungsperspektiven,
die als je gruppenspezifisch charakterisiert werden konnten, hat die Analyse auch gezeigt,
dass US-amerikanische Kommentare im Vergleich zu ihren deutschen Pendants deutlich
häufiger eine stark gesellschaftspolitisch konnotierte Betrachtung des autonomen Fahrens
vornehmen (s. Tab. 29.1). Darüber hinaus hat die Auswertung zu den Themen Autonutzung
und -besitz gezeigt, dass auf US-amerikanischer Seite deutlich jene Kommentare über-
wiegen, bei denen Spaß, individuelle Freiheit und Steuerungskontrolle im Zentrum der
Motivation zur Autonutzung stehen. Damit geht gleichzeitig meist eine ablehnende Haltung
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
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