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Einordnung in bisherige Risikodebatten
weltnahen Bereichen, wie es das Autofahren ja auch ist, erscheint vor diesem Hintergrund
als eine in sich riskante Strategie.
Mobile Kommunikationstechnologien
Die Mobiltechnologien (Handys, mobile Internetnutzung) sind ein interessanter Fall für
Technologieeinführungen, die trotz öffentlicher Risikodiskussion gelungen sind. Obwohl
es seit über zehn Jahren eine lebhafte Risikodiskussion zu elektromagnetischer Strahlung
(EMF) gibt, hat dies der Akzeptanz auf der individuellen Ebene keinen Abbruch getan. Nur
Standorte von Sendemasten sind immer wieder Gegenstand von Protest und Opposition.
Gegen die Technologie als solche gibt es jedoch praktisch keine Opposition. Die nahe-
liegende Erklärung ist, dass der Nutzen, und zwar nicht der volkswirtschaftliche, sondern
der für jeden Einzelnen erfahrbare individuelle Nutzen, einfach zu überwältigend ist.
Auch die schweren und öffentlich diskutierten Risiken für Privatheit, die in den letzten
Jahren anlässlich vieler Ausspähungen durch Unternehmen und Geheimdienste bekannt
geworden sind, haben kaum zu einer Zurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher
geführt. Mobiles Telefonieren, Online-Banking, e-Commerce und das ständige online Sein
erlauben die Erstellung von verblüffend zutreffenden Profilen – was aber die Nutzerinnen
und Nutzer nicht abhält, weiterhin diese Technologien anzuwenden und dauernd private
Daten preiszugeben. Es ist wohl der unmittelbar erfahrbare Nutzen, der uns die Risiken
auch dann akzeptieren lässt, wenn wir sie kennen und kritisieren.
Nanotechnologie
Seit dem Aufkommen einer Risikodebatte zur Nanotechnologie vor fast fünfzehn Jahren
ist diese Technologie von Befürchtungen begleitet, ihr könne ein ähnliches Desaster in
Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung drohen wie der Kernenergie oder der Grünen
Gentechnik. Frühe und extrem weitreichende, jedoch rein spekulative Befürchtungen in
Form von Horrorszenarien wie ein Kontrollverlust des Menschen über die Technik sind
jedoch aus der Debatte wieder verschwunden, ohne dass es zu diesen Effekten gekommen
ist. Die Nanotechnologie wurde im Rahmen einer offenen Diskussion von den spekulativen
Höhen zwischen Paradieserwartungen und apokalyptischen Befürchtungen zu einer
„normalen“ Technologie, deren konkrete Vorteile sich vor allem in neuen Materialeigen-
schaften durch Beschichtungen oder Beimischungen von Nanopartikeln zeigen.
Aber auch hier gab es Befürchtungen einer massiven Ablehnung. Forderungen von
Organisationen wie der ETC-Group oder dem BUND nach einer strengen Auslegung des
Vorsorgeprinzips, etwa in Form eines Moratoriums der Verwendung von Nanopartikeln in
marktgängigen Produkten wie Kosmetika oder Lebensmitteln, gelten hierbei als Indizien.
Eine fundamentalistische Verhärtung der Fronten ist jedoch trotz entsprechender Szenarien
nicht eingetreten. Ein Grund dürfte sein, dass die Risikokommunikation in diesem Fall ganz
anders gelaufen ist als bei Atom- und Gentechnik. Während dort früher die Expertinnen
und Experten häufig Sorgen und Bedenken nicht ernst genommen, sondern als irrational
abqualifiziert und eine Botschaft des „Wir haben alles unter Kontrolle“ vertreten haben,
war und ist die Risikodiskussion zur Nanotechnologie von Offenheit gekennzeichnet.
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung