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Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
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Private Bäder, Badezimmer 49 Selbst aus dem Florenz des 15. Jahrhunderts sind lediglich zwei private Bäder bekannt geworden, eines davon im Palast der Medici. Leistete man sich allerdings ein eigenes Bad, konnte die Anlage großartig ausfallen wie die des Markgrafen Philipp II. von Baden. Zwischen 1575 und 1588 im Schloss Baden-Baden errichtet, enthielt sie ein vertieft liegendes, mit Zinn ausgeschlagenes Bassin, auf deren umlaufenden Sitzstufen sich eine ganze Badegesellschaft niederlassen konnte. Das Becken war mit Thermal- wasser gefüllt.188 Vergleichbares in Tirol, wenn auch aus Holz, konnte nur das herzog- liche Bad in der Burg Hasegg zu Hall bieten, 1466 fertig gestellt und 1567 für die in die Burg verlegte Münze aufgehoben. Agostino Patrizzi, der 1471 den Kardinallegaten Todeschini-Piccolomini zum Re- gensburger Reichstag begleitete, beschreibt die einzigartige Anlage wie folgt : »Kaltes und warmes Wasser steigt von unten bis ganz nach oben empor. Das Badehaus ist im Innern vollständig mit Tannen- und Fichtenholz ausgetäfelt. Die Bedienungsräume und Badebecken sind ebenfalls aus Holz. Zudem ist hier für allerhand Verstellungskünste gesorgt, die Lachen hervorrufen sollen. So kann es geschehen, dass beim Durchschreiten der Bade- räume plötzlich der Boden unter den Füßen weicht und man ins Wasser fällt. Andere, die in einem Badebecken sind, werden unversehens von empor geschleuderten Wasserstrahlen von allen Seiten nass gespritzt, wie von einem Regenguss. Jemand, der sich an die Zwischen- wände anlehnt, um über sie hinweg den Badenden im benachbarten Becken zuzuschauen (die Zwischenwände der größeren Becken sind ziemlich hoch), verliert plötzlich den Halt, weil die Wand weggezogen wird, und stürzt kopfüber in das Becken. Wer sich im Badebecken aufhält, kann sich unverhofft im Trockenen wiederfinden. So ist mit feiner Erfindungsgabe alles zur Erheiterung getan.«189 Man könnte glauben, man hätte es mit einem barocken Wasserspiel zu tun. Ob allerdings die prächtigen, schon einmal mit einer Wanne oder einem Bassin aus Marmor ausgestatteten Baderäume von den hohen Herrschaften rege benutzt wurden ist fraglich.190 In den deutschen Schlössern des 16. Jahrhunderts fanden sich immer weniger Badestuben, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts unter französischem Einfluss errichteten neuen Bäder waren teilweise nur Schau- und Prunkbäder.191 Bezeichnend ist das Verhalten Ludwigs XIV. Er ließ in Versailles ein Badezimmer mit einer Wanne aus Marmor einbauen, um es einige Jahre später dem Grafen von Toulouse als Woh- nung zu überlassen.192 Baden war nicht (mehr) unbedingt notwendig. Das meinte auch schon im 15. Jahrhundert der burgundische Herzog Philipp der Gute. Nach Ausweis seiner Rechnungsbücher hat er nur alle vier bis fünf Monate gebadet.193 Ihre Fürstliche Gnaden dürfte zeitweise etwas streng gerochen haben. Dass, wie erwähnt, seit Ende des Mittelalters unter den begüterten Schichten die Tendenz bestand, ein Bad zu Hause zu nehmen, ist nicht zu bezweifeln, wie lange
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Im städtischen Bad vor 500 Jahren Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Untertitel
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Autor
Robert Büchner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79509-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
202
Kategorie
Geographie, Land und Leute
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