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Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
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Das Badewesen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert 52 Badewanne, und wenn, dann wurde sie von Fall zu Fall ins Kabinett gebracht. Flie- ßendes Wasser gab es nicht. Nur in wenige Herrenhäuser baute man schon richtige Badezimmer ein.202 Als man seit 1870/1880 daran ging, Wasser- und Abwasserleitun- gen in die Räume zu legen, fanden mehr und mehr Badezimmer Eingang in die (Miet-)Wohnungen gehobener Qualität, zunächst in den größeren, später auch in den kleinen Städten. Der Prozess verlief aber langsam. Noch um 1900 enthielten in Paris nur die teuersten Wohnungen ein Badezimmer, gab sich die gutbürgerliche Pariserin mit gelegentlichen Fußbädern zufrieden, bis zum Ersten Weltkrieg konnten sich die Arbeiter und der größte Teil der Mittelschicht den Luxus eines Badezimmers nicht leisten.203 2.2 Gutes Wasser, böses Wasser Selbst Befürworter des Badens, die seinen Wert für Hygiene, Gesundheit, Entspan- nung, Regeneration anerkannten, warnten davor, zu oft und zu lange Badestuben, Ther- mal- und Mineralbäder aufzusuchen.204 Zu häufige Dampfbäder, hieß es, verursachten Kopfschmerzen, verstopften die Leber, riefen Geschwüre und Fieber hervor, schädig- ten die Augen, Lunge und Nerven, begünstigten Podagra und Infektionskrankheiten, verweichlichten die Jugend.205 Schon die Kirchenväter hoben, wenn auch eher aus mo- ralischen Gründen, warnend den Finger. Nach Augustinus sollten Nonnen nur einmal im Monat, Kranke nach Maßgabe der Ärzte, nach dem hl. Benedikt sollten gesunde und namentlich jüngere Mönche nur wenig, nach Wilhelm von Hirsau (11. Jh.) gar nur zweimal im Jahr (Weihnachten und Pfingsten) baden, der hl. Hieronymus riet überhaupt vom Bad ab. Den Jungfrauen legte er nahe, ganz darauf zu verzichten, da- mit nicht der Anblick ihres nackten Körpers unzüchtige Gedanken in ihnen erwecke. Nähmen sie doch ein Bad, solle das in finsterer Nacht und bei dicht verschlossenen Fensterläden geschehen.206 Wie sie im Dunkeln Schwamm und Seife finden sollten verrät er nicht. Solche gelehrten Ansichten erreichten das Volk nicht oder kaum, vergraultem ihm nicht die Freude am Badevergnügen. Aber die Ärzte taten dies. Seit dem ausgehen- den 15. Jahrhundert wurden sie nicht müde, immer wieder vor der Gefährlichkeit des Wassers und Badens zu warnen. Hieß es bislang nach humoralpathologischen Vor- stellungen, die Wärme und Feuchtigkeit eines Schwitzbades öffneten die Poren für den Schweiß, um den Körper von überflüssigen, schädlichen Körpersäften zu reinigen, namentlich von kalter Materie, die das Gehirn verstopfe,207 Baden sei also gesund, galt nun, dass »das Baden, außer aus dringenden medizinischen Gründen, nicht nur über- flüssig, sondern auch sehr schädlich für die Menschen« sei, dass es den Menschen die Lebenskraft entziehe, den Körper erschlaffen lasse, den Organismus verweichliche.208
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Im städtischen Bad vor 500 Jahren Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Untertitel
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Autor
Robert Büchner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79509-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
202
Kategorie
Geographie, Land und Leute
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