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Das Badewesen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert
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Abb. 44 : Im russischen Bad ; Aquatintazeichnung von Efim Karnejew, 1812.
allerdings auch er. Stattdessen kamen Teilbäder (Fuß-, Hand-, Sitz- und Halbbäder) in
Mode, und saubere Wäsche sowieso.226
Zu häufiges Baden hielt man für riskant, es rufe Unfruchtbarkeit hervor, gefährde
die Schönheit, mache farblos und dickleibig. Junge Mädchen könnten vom vielen Ba-
den sogar debil werden, wurde behauptet. Nach wie vor sah man das Bad für einen äu-
ßerst gefährlichen Ort im Hinblick auf die Sittlichkeit an, namentlich für junge Mäd-
chen. Doktor Marie de Saint-Ursin reicht über die Jahrhunderte dem hl. Hieronymus
die Hand, wenn er 1804 über die Verwirrung eines Mädchens, das nackt ins Bad steigt,
schreibt : »Die Unerfahrenheit gleitet errötend in die kristallene Flut, begegnet dort
dem Bild ihrer unbekannten Schätze und errötet um so mehr«.227 Jungfrauen hatten es
anscheinend immer schwer.
Solche Vorbehalte machte man nicht gegen die mehr oder weniger luxuriösen rö-
misch-irischen, chinesischen, russischen, maurischen, türkischen Dampfbäder, die als
große Neuheit des 19. Jahrhunderts gelten. Ihnen sprach man durchaus einen Nutzen
für die Gesundheit, Regeneration und das Wohlbefinden zu.228 Um 1800 hatte jede
einigermaßen nennenswerte Stadt in Deutschland Fluss- oder andere Badeanstalten,229
wenn nicht gar ein mondänes orientalisches Bad, aber das waren keine Einrichtungen
für einfache Leute, die sich nicht einmal eine Wanne daheim leisten konnten. Wenn
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute