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Bader, Badknechte, Reiberinnen und Gewandhüterinnen zu Rattenberg
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Badermeister Michael [Hueber] für die Arbeit von einigen Jahren (»de aliquibus an-
nis«) lediglich 22 Pfund Berner.367 Da Meister Johannes allein für ein Jahr 15 Pfund
erhielt, kann es sich bei Michael nur um gelegentliche Aushilfe in einigen Jahren ge-
handelt haben.
Denn er war anscheinend schon selbstständiger Bader, und zwar seit längerem. Im
Februar 1489 ließ sich das Kloster vom Bader Michel für eine Fuhre Holz zwölf Vierer
bezahlen.368 Es wäre unsinnig anzunehmen, dass ein Klosterbader die Holzfuhren für
seinen Arbeitgeber bezahlen musste. Michel
– aus späteren Quellen (s. u.) erfährt man,
dass er Hueber hieß – hatte 1489 vermutlich ein anderes Bad inne, nämlich das von
Rattenberg, wie sich unten ergibt. Michel Hueber könnte bis 1482 Bader der Fratres
gewesen sein, dann das städtische Bad übernommen und den Klosterdienst Johannes
Ranndek überlassen haben. Jedenfalls zahlte ihm der Prior schon im November 1482
sechs Kreuzer für 3½ Lot eines Pulvers gegen den »gmein tod der küe«.369 Rattenberg
hatte zu dieser Zeit weder einen Arzt und Apotheker370 noch einen Vieharzt.371 Es ist
interessant, dass also auch ein Bader und Wundarzt bei Viehkrankheiten in Anspruch
genommen wurde.
Mehr über Huebers Tätigkeit erfährt man nicht. Er ist 1507 gestorben, und zwar
nach Martini. Denn am Martinsabend war er noch mit seiner Frau im Kloster zu
Gast,372 aber am Nikolaustag war seine Frau bereits Witwe. Damals erlaubte der Rat
der Baderin Michaelin, das Bad auf ein Vierteljahr zu versehen, und trug ihr auf, da-
bei »guten vleis [zu] thun«. Ihre Badknechte mussten Bürgermeister und Rat geloben,
ebenfalls fleißig zu sein.373 Wahrscheinlich hatte es bislang allerseits am nötigen Ar-
beitseifer gefehlt. Sie bzw. ihre Knechte betreuten offensichtlich wie ihr verstorbener
Mann auch die Mönche, denn sie erhielt Anfang 1508 für das Baden 15 Pfund Berner
Jahreslohn (für 1507) vom Kloster.374 Bald darauf heiratete sie, denn im Rechnungs-
buch des Konvents liest man unter dem 14. Februar 1508, dass Bruder Andreas an der
Hochzeit der Baderin (»ad nupcias balneatricis«) teilgenommen habe.375 Ihr zweiter
Mann, Heinrich Öttinger, wurde der neue Bader. Ihr Sohn Michael war anscheinend
noch zu jung zur Übernahme des Baderamtes. Er sollte erst später zum Zuge kommen.
4.1.1 Bader im Kloster und Umland
1514 und 1518 lassen sich zuletzt Verträge des Klosters mit eigenen Badern nachwei-
sen.376 Seitdem treten alle Stadtbader auch als Klosterbader auf. Lediglich vereinzelt
beschäftigten die Mönche noch fremde Bader.377 Dagegen ist nichts zu sagen, profi-
tierten doch die Inhaber des städtischen Bades stark von den Mönchen als Auftrag-
gebern, die sie erst recht nach 1518 zu ihren besten Kunden zählten, sowohl im Klos-
ter selbst378 als auch im eigenen Bad.379 Aber wer garantierte dem Stadtbader, dass
die auswärtigen Kollegen380 nicht in die Stadt oder ihre Bannmeile hinein arbeiteten
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute