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Michael Hueber d. J.
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vorgejammert hatte, dass er gar »so eilend von dem pad entseczt« worden sei, schenkte
man ihm gnadenhalber vier Gulden.470 Das Augustinerkloster allerdings, für das er
auch tätig geworden war, bezahlte ihm zu Michaelis 1524 nur drei Quatember.471
Aus seiner kurzen Dienstzeit ist nur ein Ereignis bekannt geworden, das aber sehr
aufschlussreich ist. Mitte Juni bat Hans Kentler den Rat, man möge ihm ein Bad in
der Woche erlassen. Weil die Brücke472 durch ein Getreideschiff beschädigt worden
sei, entstünden ihm jetzt hohe Kosten, um das Holz zum Bad zu bringen. Der Rat
bewilligte ihm, er dürfe bis auf Jacobi (25. Juli) das Bad am Montag ausfallen lassen,
doch dafür müsse er die Bäder am Mittwoch und Samstag desto besser heizen und
versehen.473 In Rattenberg wurden also damals noch die für Städte üblichen drei Bäder
pro Woche gehalten.
Kentler ließ sich später in Hall nieder, wo er 1531 als Bruchschneider das Bürger-
recht erwarb.474 Drei Jahre später schaltete er die Innsbrucker Kammer ein, um Bür-
germeister und Rat von Hall aufzufordern, sie sollten als Vormunde von Kentlers Sohn
endlich sein Geld, das bei ihnen liege, anlegen.475 Vier Jahre später war Hans Kentler
zu Hall verschuldet. Auf sein Ansuchen hin befahl die Innsbrucker Kammer Hans
Graf, dem Bergrichter zu Hall, er solle die Gläubiger des Bittstellers vor sich fordern
und sie dahin bringen, dass sie den nächsten Monat ihre Forderungen auf Bezahlung
und die angedrohte Klage auf sein Bergwerksteil ruhen ließen.476
4.5 Michael Hueber d. J.
Als man Hans Kentler Ende April befahl, Ende September 1524 das Bad zu räumen,
hatte der Rat bereits den künftigen Bader parat. Auf sein und mehrerer ehrbarer Leute
Bitten hin wiesen die Herren Michel Hueber das Bad zu, auch in Anbetracht »seiner
zwaier väter«, die schon früher der Stadt »erlich und wol« als Bader gedient hatten.
Hueber wurde aufgetragen, sich in Kürze zu verheiraten, das Bad mit guten Knechten
zu versorgen, aber seine Mutter nicht auf das Bad zu nehmen, sondern ihr auf andere
Weise Gutes zu tun.477 Anscheinend hatte Katherina Öttinger, verwitwete Hueber,
zum Schaden des Bades zu stark in die Geschäftsführung eingegriffen, als sie und ihr
Sohn Michael von Juli bis Weihnachten 1523 den Betrieb geleitet hatten. Möglicher-
weise war sie aber in dieser Hinsicht auch schon zu Lebzeiten ihres zweiten Mannes
als herrische Person ungut aufgefallen.
Während es zu Heiligdreikönige 1525 nur lakonisch heißt, Michel Hueber sei
aufs Neue, unter vierteljährlicher Kündigungsfrist seitens der Stadt, zum Bader be-
stellt worden,478 schrieb man ihm 1528 bei der Ämterbesetzung vor, er solle sams-
tags seine Knechte im Bad behalten, um »ainer gemain ausczewarten«.479 Sie hatten
nämlich inzwischen, und der Bader mit ihnen, eine Möglichkeit gefunden, anderswo
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute