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Bader, Badknechte, Reiberinnen und Gewandhüterinnen zu Rattenberg
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mehr Geld zu verdienen (s.u.). Um seiner Verdienste für die Stadt willen und in
Anbetracht dessen, dass sein Vater selig auch Inwohner gewesen sei, hatte der Rat
ihm schon das Inwohnerrecht verliehen.480 Michael Hueber d.J. erhielt den üblichen
Jahressold von 16 Gulden.481 1527 teilte ihm der Rat mit der Peter Holtzmanin eine
neue Reiberin zu, zunächst probeweise auf ein Vierteljahr.482 Weil ein Verunglückter
in städtischen Diensten stand, erfährt man auch etwas von Hubers Tätigkeit als
Wundarzt.483
Als ihm im Oktober 1527 ein »Knab« (Lehrjunge) gestorben war, geriet der Rat in
Aufregung, da er eine Infektionskrankheit befürchtete. Auf Befragen erklärte der Bader,
er wisse nicht, woran der Junge gestorben sei. Er habe ihn beschauen lassen, doch habe
man an ihm nichts Verdächtiges feststellen können. Von seinen Knechten habe er ge-
hört, der Knabe sei, als er in einer »tesen« (Blechkasten) Asche habe forttragen wollen,
in die Asche gestürzt, worauf er eine Zeit lang Blut gespien habe. Aus Vorsicht ließ der
Rat das Bad acht Tage nicht beheizen und für den Besuch sperren.484
Die Angst des Rates war nicht unbegründet, herrschte doch seit Herbst 1526 eine
Seuche im Umkreis der Stadt, weshalb man am 15. Oktober dieses Jahres gegen einen
Gulden Wochenlohn mit Kuntz (Conrad) Stolz (Stoltz) aus Kramsach einen eigenen
Totenlässl angestellt hatte, der das untere Stübl im Pfarrhof als Wohnung bekam.485
Den Stadtbader Huber wollte der Rat nicht der Gefahr, sich zu infizieren, aussetzen.
Da sich die Seuche hinzog, wurde zwar später dem Totenlässl gekündigt und er auf
Wartegeld gesetzt, doch letztlich bis 1528 behalten.486 Auf seine Bitte hin wurde Con-
rad Stolz im September 1527 zum Inwohner von Rattenberg aufgenommen. Wegen
seiner treuen Dienste in den »sterbenden leuffen« erließ man ihm die Aufnahmegebühr,
doch untersagte man ihm gleichzeitig, in der Stadt eine Barbierstube zu errichten. Au-
ßerhalb Rattenbergs als »palbierer«, Aderlasser und Wundarzt tätig zu sein wurde ihm
erlaubt.487 Die Augustiner sicherten sich schon am 5. Oktober 1526 die Dienste des
Baders Kunz Stolz im Falle eines Seuchenkranken im Kloster.488
Ansonsten war Michael Hueber der Klosterbader gegen den üblichen Sold von
fünf Gulden jährlich zuzüglich zwei Star Gerste489 oder sein Lohn wurde mit For-
derungen bzw. Aufwendungen des Klosters für ihn verrechnet.490 Wenn man die
aufgewendete Arbeit des Baders für ein ganzes Jahr berücksichtigt, ist das nicht viel.
Das Kloster zählte nämlich damals 18 Leute : einen Prior, fünf Mönche, zehn
Dienstboten (Knechte, Mägde, Köchin) und zwei Schüler.491 In der Zeit der Seuche
vermieden die Mönche jede Ansteckungsgefahr. Deshalb kauften sie schon im No-
vember 1526 vom Bader Michael zwei Schermesser und vier Lasseisen, die er offen-
sichtlich nur für Klosterangehörige verwendete.492 Das Rechnungsbuch des Kon-
vents ist es auch, das uns die eine oder andere Auskunft über seine medizinische
Tätigkeit gibt. 1527 behandelte er den Klosterknecht Bernhard, irgendwelche Kran-
ken im Kloster und lieferte um einen Gulden Latwerg,493 1529 bekam er fünf Pfund,
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute