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Michel Schwegler
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Feuer sehen. Sonst habe er alle Artikel des Pachtbriefs zu befolgen. Man werde ihm
noch eine Stunde bestimmen, wie lange in der Nacht das Bad geöffnet bleiben solle.
Seine Jahresprovision sei wieder 16 Gulden.582 Die Anweisungen von Rat und Ge-
meinde zeugen nicht gerade von großer Zufriedenheit mit der Betriebsführung durch
den Bader, doch bald brauchte man sich deswegen keine Sorgen mehr machen. Das
Problem erledigte sich von selbst. Bereits am 11. Februar nahm man ein neuen Ba-
der und Wundarzt auf, weil Michel Schwegler gestorben war, ob an den Folgen eines
Unglücksfalls oder an einer (Infektions-)Krankheit erfährt man nicht. Seiner Witwe
wurde gnadenhalber noch ein volles Quartalsgeld von vier Gulden gewährt.583
4.7.1 »Offner vergiffter Lufft«
Nach Guarinoni verursachen Badhäuser den in ihrer Nachbarschaft wohnenden Men-
schen drei »gemeine Badschäden«. Zunächst einmal rinne das Schwenzwasser aus den
Stuben, voll an Wust und Unrat, in anderes Wasser und verunreinige es stark, dann
bestehe erhöhte Feuersgefahr und schließlich sei ein großes Übel
»der ungehewre und allenthalben außriechende Schweißdampff, so nicht inner dem Bad be-
schlossen, sonder von dem Wind in die Nachbarschafft herumb geführt unnd reichlich mit-
getheilt wirdt, also daß, wo in einer Stadt der gemeinen Bäder zwo, drey oder mehr, die gantz
Stadt von solchem Wust ohne alle Mühe mag berührt und der Lufft gefälscht werden […]
Der Geruch, so darauß kombt, der gibts menigklich zu erkennen, welcher auff ein gute Weite
die Nasen der Fürüber- oder Herumbgehenden trifft«.584
Auch in Rattenberg dürfte in dieser Hinsicht nicht alles zum Besten gestanden sein.
Dass der Rat, nachdem den alten Bader Hans Püchler der Schlag getroffen hatte, sich
schon 1545 vor Antritt seines Nachfolgers Gedanken darüber machte, ihm vorzu-
schreiben, nicht immer das Wasser abzusperren, im Winter die Fenster nach dem Bad
etliche Stunden geöffnet zu halten, ja sie überhaupt von einem Badtag auf den anderen
offen zu lassen, stimmt schon nachdenklich.585 Bei dem Bader Matheus Paungartner,
dem man noch 1547 ganz allgemein aufgetragen hatte, die Fenster von einem Badtag
auf den anderen offen zu halten, damit die Stuben immer gut gelüftet seien,586 werden
die Herren 1549 deutlicher. Es werde geklagt, heißt es, das Bad rieche »saur und ÿbl«.
Man wolle probieren, den Schaden zu beheben. Um ein Uhr nach Mitternacht werde
man ins Bad gehen, es bis sechs Uhr morgens heizen, die Gläser (Fenster) und Tür
öffnen und das Bad auf der Glut von sechs Uhr morgens an stehen lassen. Dann werde
der Rauch vergehen und es ein gutes, süßes Bad werden.587
Da man nichts weiter über die Angelegenheit hört, mag der Versuch gelungen sein
oder man hat sich auch später zeitweise mit üblem, säuerlichem Schweißgeruch abfin-
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute