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Bader, Badknechte, Reiberinnen und Gewandhüterinnen zu Rattenberg
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tenlässl das Haus des Tischlers Peter Rixner zugewiesen, worin er sich eine bestimmte
Zeit aufhalten sollte. Bett und Bettzeug erhielt er vom Spital, sein Lohn wurde auf zwei
Gulden angehoben.648
Kupferschmidt als Totenlasser kostete die Stadt in einem Jahr 75 Gulden 12 Kreu-
zer an Lohn.649 Dazu kamen noch Aufwendungen für Arzneien in der Höhe von 12½
Gulden, die man beim Apotheker in Schwaz besorgt und dem Totenlässl übergeben
hatte.650 Da sich der Mann aus Ungarn eine Weiterbestellung überlegte, erklärte im
Januar 1565 Meister Hans, er werde einen Badeknecht als Totenlässl suchen. Sollte
er keinen finden, werde er selbst diese Aufgabe übernehmen. Andre Kupferschmidt
machte vor dem Abzug beim Rat noch Forderungen von 24 Gulden und einem Ta-
ler an verschiedene Personen oder ihre Erben für die Betreuung in der Infektionszeit
geltend.651 Wie viele ihn schon für Sonderdienste bezahlt hatten, wird nicht gesagt.
Totenlässl zu sein war ein lukratives Geschäft. Welcher Handwerker verdiente schon
mehr als 100 Gulden im Jahr ? Doch wer wollte auch schon ein so lebensgefährliches
Risiko auf sich nehmen ? Die Seuche scheint zu Beginn 1565 in Rattenberg erloschen
zu sein.
Eine wichtige Neuerung machte sich während Fälers Dienstjahren bemerkbar, näm-
lich die Verringerung der Badetage. Anfang Juli 1556 bat er den Rat, ihm in der Woche
(mittwochs) den Badetag zu erlassen, wenn kein Feiertag sei. Damit er Holz spare,
gestatteten ihm dies die Herren bis auf Laurenti (10. August), doch solle er fleißiger
sein und den Leuten besser aufwarten.652 Die Arbeit hatte er anscheinend noch im-
mer nicht erfunden. Von einem Montag als Badetag ist nicht mehr die Rede. Die Be-
gründung für die Bewilligung lässt erkennen, dass in Rattenberg die Brennholzpreise
angezogen hatten.653 Um den Bader zu unterstützen, war schon früher der Baumeister
angewiesen worden, ihm Holz zu geben.654
Das Wochenbad bereitete Fäler nach wie vor Schwierigkeiten. 1564 suchte er erneut
an, unter der Woche, und zwar Mittwochabend, nur dann ein Bad zu halten, wenn in
dieser Woche ein Feiertag sei. Der Rat beschloss, wenn die Feiertage mitten in die
Woche fielen, solle er das Bad halten. Geschehe das zwei Wochen nacheinander, dürfe
er eines ausfallen lassen.655 Zwei Jahre später bat er überhaupt um die Einstellung des
Wochenbades, weil niemand käme. Der Rat lehnte zunächst ab, aber versprach, nach
Pfingsten sein Begehren zu überdenken. Man glaube, »es werde sich selbs einstellen«.656
Ein Jahr später begehrte der Bader erneut vom Rat, das Wochenbad einstellen zu dür-
fen. Wieder blieb es bei der Feiertagsregelung. Der Rat erlaubte ihm gnadenhalber, das
Bad ausfallen zu lassen, sofern der Mittwoch, Donnerstag oder Freitag kein Feiertag
sei.657
Eingangs wurden die größten Pflichtversäumnisse erwähnt, die der Rat längere Zeit
Meister Hans vorhielt. Darunter befand sich auch die Aufforderung, besser zu »ertz-
nen«. Anscheinend hat er sich den Tadel zu Herzen genommen, wie einige wenige
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute