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Hans Fäler d. J.
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Abb. 85 : Badeszenen (Essen und Trinken in der Badewanne, Waschbütte, Laufbrunnen, Warmwasserkessel,
Ziehbrunnen, Abgießen) ; Holzschnitt aus Michael Heros »Schachtafelen der Gesuntheyt«, 1533.
daraufhin auf das Testament und wollte bei ihren »wittiblichen Sprüchen«, d. h. ihren
Ansprüchen als Witwe nach Landesrecht bleiben, weil das von ihrem Mann hinterlas-
sene Vermögen »klain und schlecht« sei und es ihr deshalb schwerfallen würde, Bürg-
schaft für alles Geschuldete zu leisten. Beiden Parteien wurde Bedenkzeit gewährt, den
Verwandten des Verstorbenen sollten Inventar und Testament zur Einsicht zugestellt
werden.695
Am 1. September kam es zur Erbteilung. Der Witwe Barbara Frannck wurde das
gesamte Hab und Gut ihres Mannes zugesprochen. Über alle Gelder musste sie Re-
chenschaft ablegen, auch hatte sie alle Unkosten zu tragen. Die fünf Schwestern bzw.
ihre Nachkommen bekamen dagegen zusammen 20 Gulden, jede vier. Zwei Schwes-
tern sollten binnen eines Monats, die anderen drei in Jahr und Tag mit den vier Gulden
zufrieden gestellt werden.696 In der Tat, ein äußerst dürftiges Erbe, wenn da nicht das
ganze Handwerkszeug eines Baders und Wundarztes der Witwe geblieben wäre, das
sie natürlich geschickt zu ihrer Versorgung einsetzte.
Als neuer Bader war zunächst Wolf Fueß, Barbier zu Schwaz, vorgesehen. Nach
seiner Absage beauftragte der Rat die Fälerin, bis auf weiteren Bescheid wie bisher
das Bad fleißig zu betreiben.697 Es erschienen bald neue Bewerber um die vakante
Stelle eines Rattenberger Baders, insgesamt sechs : Christof Ruetz, Barbier zu Inns-
bruck, Sigmund Fuchs zu Zell im Zillertal, Chosman Mann zu Aibling, ein Bader
zu Schwaz, Georg Leutner zu Rattenberg und Hans Luechner, Sohn des einsti-
gen Rattenberger Spitalpächters Georg Luechner. Der Rat entschied sich für Hans
Luechner, der das Handwerk bei Hans Fäler selig gelernt, sich bei ihm gut aufge-
führt hatte und acht Jahre auf dem Handwerk gewandert war. Wenn Luechner, dem
man eine gute Badverwaltung zutraute,698 seinen Geburtsbrief beibringen und sich
verheiraten werde, wollte ihn der Rat zum Bader aufnehmen.699 Einen Monat später
legte Luechner, der inzwischen Fälers Witwe geheiratet hatte, seinen Geburts- und
Lehrbrief vor und wurde daraufhin vom Rat zu einem Bader und Inwohner aufge-
nommen.700
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute