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Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Seite - 139 -
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139 Zusammenfassung S tädtische Bäder gab es in Tirol seit dem 13. Jahrhundert, das in Rattenberg entstand um 1400. Das Rattenberger Bad, mit 16 mal 14,90 m gar nicht so klein, kann durchaus als Beispiel für andere Bäder dienen, die im Spätmittel- alter errichtet wurden. Unten im Haus befanden sich die Baderäume (je eine Stube für Männer und Frauen, Vorraum mit Garderoben, hinten der Heizraum mit Knechts- kammer), im Obergeschoss lagen die Wohnung des Baders und die Trinkstube für die Badegäste. Zwar war und ist Rattenberg nur eine Kleinstadt, doch zeigten die Bäder in mittleren und größeren Städten keine andere Struktur, konnten vielleicht in dem einen oder anderen Fall größer und komfortabler gewesen sein, etwa durch einen eigenen Ruheraum mit Liegen. So gut wie alle Bäder, auch Rattenberg, sind in erster Linie als Schwitzbäder erbaut worden, doch bot man auch Wannen zum Sitzbad, verfeinert mit Heilkräutern, an. Dass in Rattenberg ständig Balken (Durchzüge), Polsterholz und Dielen des Fuß- bodens sowie die Vertäfelung der Wände erneuert werden mussten, verwundert nicht. Wasser, Hitze und Dampf setzten ihnen halt dauernd zu. Mehr erstaunt, dass auch der Badeofen häufig repariert, nicht selten abgerissen und neu errichtet werden musste. Die städtischen Rechnungen über Fuhren von Sand, Kalk, Steinen, Schamottesteinen, Zie- geln, über Maurer- und Hilfsarbeiterlöhne geben reichlich Zeugnis davon. Vermutlich musste man zu oft den Ofen überheizen, um genug Wärme in den beiden Badstuben zu erzielen. Das vertrug er dann nicht. Wenn Jahr für Jahr zahllose Fensterscheiben zu Bruch gingen und ersetzt werden mussten, kann es sich nur um gewöhnliches Flach- glas gehandelt haben. Butzenscheiben, die es z. B. in der Trinkstube gab, sind nicht so leicht zerbrechlich. Wie in vielen anderen Orten hat man auch in Rattenberg dem Badepersonal im 16. Jahrhundert das mühsame Herbeischleppen des Wassers dadurch erspart, dass man in die Badestuben eine Wasserleitung mit Brunnenbecken legte. Da es für Rattenberg im 16. Jahrhundert weder Chroniken, Reiseberichte noch pri- vate Zeugnisse (Memoiren, Tagebücher) gibt, ist man auf vereinzelte Hinweise zum Badeleben in offiziellen und kirchlichen Quellen angewiesen. Danach pflegten die Be- wohner der Stadt wie anderswo bisweilen leicht geschürzt ins Bad und nass aus dem Bad zu eilen, meist trugen die Frauen in der Dampfstube eine »Badehr« (Bade hemd), die Männer eine »Bruch« (Badehose), beide Geschlechter einen Badehut aus Stroh. Man erfreute sich an Mai- und Hochzeitsbädern, war es gewohnt, auf der Trinkstube des Badhauses zu speisen und zu trinken, ja der Becher kreiste schon in den Schwitz- stuben, nicht nur beim Bader und seinem Personal. Wie überall wird es auch in Ratten-
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Im städtischen Bad vor 500 Jahren Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Untertitel
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Autor
Robert Büchner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79509-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
202
Kategorie
Geographie, Land und Leute
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