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Anmerkungen
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gehüllt das Bad verlässt. Als 1490 die Augsburger zum Kampf auszogen und einige von ihnen lange
Badehemde trugen, schien das dem Chronisten so, als ob sie ins Bad gehen wollten. Der Bader zu Hil-
desheim musste im Mittelalter darauf achten, dass niemand nackt über die Straße ging. Mancherorts in
der Schweiz schritt man im Bademantel über die Gasse zur Badestube (Martin, 147 u. Zappert, 76 mit
Anm. 196). Andere Quellen des Mittelalters wollen auch wissen, dass manche Leute ganz nackt zum
Bad eilten (Beutter, Badestuben, 63).
53 Nach Hektor Ammann gab es Ende des Mittelalters ungefähr 4000 deutsche Städte. Davon waren ca.
94,5% Klein- und Kleinststädte mit bis zu 2000 Einwohnern, wenig über 8 ha groß, oft darunter (Isen-
mann, Stadt, 31).
54 Stops, Rattenberg, 96. Um 1530, als der Bergbau noch blühte, war die Stadt dichter besiedelt. Nach den
drei Türkensteuerlisten von 1529 und 1530 (erhalten in StAR Schuber 61) zu urteilen und unter Ein-
beziehung der Personen, die als nicht steuerpflichtig darin fehlen (städtische und fürstliche Beamte, drei
Weltgeistliche, Augustinerkloster, Schlossbewohner, Spitalsinsassen, alle mit ihrem Gesinde), darf man
davon ausgehen, dass damals 850 bis 900 Menschen in Rattenberg lebten.
55 Nach dem Maßstab des Stadtgrundrisses bei Köfler, Häuserbuch.
56 StAR RS 9, 213.
57 Der Geistliche muss ziemlich abgehärtet gewesen sein, denn der Eintrag erfolgte zum 17. Dezember.
Die Rüge an Hans Fäler bestand sinngemäß darin, dass er sich gefälligst um die Badbesucher kümmern
und sich nicht zum Frühmesser auf die Schwitzbank setzen sollte.
58 Zappert, 75 ; Martin, 147 ; Vetter, Eberbach, 23.
59 Himmelsbach, Badstuben, 22.
60 Schon der Ritter im Seifried Helbling ließ sich vom Knecht das Badehemd nachtragen (Seifried Helb-
ling, 116 : »Nim mîn badhemd mit dir !«). Auch Marktbesucher, Reisende, Bauern aus umliegenden
Dörfern werden kaum im Badehemd erschienen sein (Tuchen, 98).
61 Besser Gestellte besaßen davon mehrere. Eine Haller Bürgerin hinterließ 1476 drei Badehemden (Mo-
ser, Urkunden, Nr. 361), 1669 fanden sich in der Verlassenschaft der Jungfrau Elisabetha Zollerin in
Zürich »16 Hemder und Bad-Ehren, 32 Hembder und Bad-Lacken, item Bad-Ehren« (Martin, 168).
Die Badehr zu tragen machte die Aargauer Badeordnung von 1506 zur Pflicht. Zu diesem und anderen
Geboten der zeitgenössischen Obrigkeiten, um die Schicklichkeit und Sittlichkeit in den Bädern zu
wahren, vgl. Wiemers, Unschuld, 91–92. Sein ganzer Aufsatz (S. 81–97) ist eine interessante Studie zur
Frage von Nacktheit und Scham, von unschuldigem und lasterhaftem Badevergnügen in Bildern der
Renaissance, sowohl in den Augen der damaligen Künstler als auch in den Augen heutiger Betrachter. –
Ein Badehemd konnte schon auch einmal anderen Zwecken dienen. Als 1414 das märkische Schloss
Golzow von Herzog Rudolf von Sachsen belagert wurde und sein Verteidiger Wichard von Rochow es
nicht mehr halten konnte, bat er, einen Strick um den Hals, und die Frauen in weißen Badekitteln, um
Gnade (Fontane, Wanderungen III, 54–55).
62 Duerr, Nacktheit, 43 ; Martin, 232.
63 Tuchen, Wangen, 12–13 ; Zappert, 74–78 ; Martin, 105, 146–147 ; Widmann/Mörgeli, Bader, 53–57 ;
Flamm, Bader, 14.
64 Ruß hatte aber auch sein Gutes. Man kratzte im Dampfbad Ruß, Schweiß und Öl von den Wänden,
mischte sie, manchmal mit Kot, zu einer Salbe, dem »Badstuben-Wust« (lat. strigmenta balneorum), der
gegen Geschwüre, Warzen, Nieren- und Hüftleiden usw. helfen sollte (Rauch, Wellness, 15, 36–37).
65 Tuchen, Badhäuser, 31.
66 Wenn 1570 und 1602 zwei verschiedene Haller Bader 40 bzw. 38 Badeschaffe besaßen (Moser, Apothe-
ker, 181, 218, 250), kann man daraus nicht auf die Besucherzahl an einem Tag schließen, weil die Schaffe
von mehreren Personen nacheinander benutzt wurden. 1598 zählte das Bad zu Gräfenberg (Bayern)
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute