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Zur
Forschungslage12
Raum nur um eine nebensächliche , periphere , provinzielle Entwicklung gehan-
delt haben könne. Für diese Forscher hatte die Lösung ganz anderer kunstwis-
senschaftlicher Fragen stets Vorrang ; in einer aufwendigen Bearbeitung einer ös-
terreichischen Architekturgeschichte sahen sie lediglich eine Zeitverschwendung ,
durch welche sie befürchten mussten , den internationalen Anschluss im aktuellen
kunsthistorischen Dialog zu verlieren.
Zu Beginn einer systematischen kunsthistorischen Forschung waren in Ös-
terreich gelehrte Gesellschaften für die Entdeckungen und Dokumentationen der
mittelalterlichen Architektur von ganz wesentlicher Bedeutung. So gab es den Al
terthumsverein zu Wien mit seiner reich illustrierten Zeitschrift Berichte und Mit
theilungen des Alterthumsvereines zu Wien , die ab 1860 erschien. In dieser Fachpub-
likation sowie in den Mittheilungen der K. K. Central Commission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale , die ab 1856 von der Vorläuferinstitution des heu-
tigen Österreichischen Bundesdenkmalamtes herausgegeben wurde , schlugen sich
unzählige Einzelergebnisse der Architekturforschung über das Mittelalter nieder ,
freilich oft von unterschiedlicher Qualität. Zu den verlässlichsten und präzisesten
Autoren dieser Zeit gehörte Eduard Freiherr von Sacken. Seine Arbeiten über die
Baudenkmale des Mittelalters im Gebiet von Carnuntum sind bereits 1853 in Wien
in der Akademie der Wissenschaften erschienen1 und dienen noch heute als beach-
tenswerte Informationsgrundlage. Eduard v. Sacken behandelte in seinen Arbeiten
auch Werke des Übergangsstils von der Romanik zur Gotik und bezog sich dabei vor
allem auf urkundlich datierte Objekte wie die Anlage der Stiftskirche Lilienfeld2
oder den Kreuzgang des Klosters Zwettl3. Stilverwandt erscheinende Werke , etwa
den Tullner Karner4 , die Rosenkranzkapelle in der ehemaligen Stiftskirche St. Pöl-
ten am Anfang des XIII. Jahrhunderts5 oder den Kreuzgang von Heiligenkreuz um
12156 , datierte er nach Vergleichen mit den für ihn gesichert geltenden Werken.
Gustav Heider und Josef Feil widmeten sich in einer ausführlichen Spezialstu-
die bereits im Jahre 1855 der zuvor von Autoren der Romantik und des Bieder-
meier7 behandelten Kirche von Schöngrabern in Niederösterreich8. Nachdem man
früher in den Reliefs der Apsis verschiedene Geheimnisse der Templer zu lesen
und zu interpretieren gesucht hatte9 , analysierten Heider und Feil die Kirche auf
profunden Grundlagen vollkommen neu ; ihre Ergebnisse blieben für Jahrzehnte
unübertroffen und müssen auch heute noch für viele Fragen herangezogen werden.
Es ist bemerkenswert , dass bereits diese frühen , schon recht systematisch be-
triebenen Untersuchungen der wichtigsten mittelalterlichen Bauten in Österreich
von einem gesamtheitlichen , nach Überblick strebenden Standpunkt ausgegangen
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur