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Forschungslage
Strzygowski ( 1925–1927 ) publiziert. Die Arbeiten Pühringers hatten das Ziel , aus
der Gestaltung der Basisprofile von Säulen eine Art Datierungsreihe für die roma-
nische Baukunst in Österreich abzuleiten. Der Grad der Ausladung des Basispols-
ters , der tangentiale Winkel , den man an das Basisprofil anlegen konnte , waren
Kriterien , die Pühringer zu einer Datierungssystematik heranzuziehen versuchte.
Auch in Pühringers Werk wirkte sich die vor allem nach dem Ersten Weltkrieg
herrschende Auffassung der Geschichtswissenschaft von der historischen Rolle
Österreichs im Mittelalter in Form eines Vorurteils aus. So hat Rudolf Pühringer
in der Vorbemerkung zu seiner Arbeit festgestellt : Wer sich mit der Kunst des frü
hen Mittelalters in Österreich beschäftigt , wird feststellen können , daß er es mit einem
Kunst und Kulturleben eines Kolonialgebietes zu tun hat18. Während eine solche
Auffassung für die Zeit der Wiederinbesitznahme von Teilen Österreichs nach der
Awarenherrschaft im 9. Jahrhundert oder nach der Magyareninvasion im 10. Jahr-
hundert durch die Mächtigen des Heiligen Römischen Reiches durchaus gerecht-
fertigt erscheinen mag , beging man den Fehler , so wie Richard Hamann , die Rolle
Österreichs in dieser Art bis ins Hochmittelalter und beginnende Spätmittelalter
fortzuschreiben. Aus dieser Vorstellung entwickelte sich schließlich bei einzelnen
Kunsthistorikern eine bestimmte Erwartungshaltung : Sie waren unablässig auf
der Suche nach Indizien für eine Spätdatierung , um Beweise zu liefern , dass man
in Österreich alle stilistischen Neuerungen immer erst mit großer Verspätung auf-
genommen habe , eben wie es der Rolle eines Kolonialgebietes entsprochen hätte.
1915 entwarf Richard Kurt Donin ein Bild von der Baukunst Österreichs in
der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts , das von den Auffassungen Eduard v. Sackens ,
Rudolf v. Eitelbergers oder Gustav Heiders erheblich abwich19 : Am Beispiel von
Portalen konstatierte er , dass die Baukunst in den letzten Jahrzehnten der Baben-
bergerherrschaft beharrlich an Stilformen des 12. Jahrhunderts festgehalten habe.
Aus seiner Sicht einer linear verlaufenen evolutionären Entwicklung der Stilfor-
men bildete Donin eine Datierungskette , nach der die höchstentwickelten For-
men die späteste Datierung erhalten mussten ; eine Gleichzeitigkeit verschieden
avancierter Stilformen schloss er dagegen aus. Dementsprechend folgerte Donin ,
die Dominanz des Rundbogens und spätromanischer Dekorationsformen in der
Bauplastik sei für die österreichische Architektur bis weit nach der Mitte des
13. Jahrhunderts bestimmend geblieben ; er glaubte , dies anhand einer von ihm
postulierten niederösterreichischen Portalschule nach 125220 nachweisen zu können.
Historisch erschien es Donin plausibel , dass in den unruhigen , für Niederöster
reich sehr traurigen Zeiten Friedrichs II. und der Zwischenherrschaft21 und durch die
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur