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Die Voraussetzungen im 12.
Jahrhundert36
Frankreich eingetreten , zu dessen Abt er gewählt wurde. Otto entsandte nun Zis-
terziensermönche nach Österreich , die seinen Vater zur Stiftung eines Klosters
dieses Ordens bewegten. Die Grundsteinlegung wurde von Leopold III. in Anwe-
senheit seiner Gemahlin Agnes , dreier Söhne und des Bischofs von Passau vorge-
nommen. Trotz des Beiseins des Passauer Bischofs bei der Grundsteinlegung muss
die Gründung eines Zisterzienserklosters als eine weitere Maßnahme des Mark-
grafen gesehen werden , Einfluss auf die Kirche in einem Bereich zu nehmen , der
nicht der bischöflichen Kontrolle unterstand : Der Zisterzienserorden betrachtete
sich als exemt , das heißt , außerhalb der Jurisdiktion der Lokalbischöfe stehend.
Der Abt eines Klosters war nur dem Generalkapitel des Ordens in Citeaux verant-
wortlich und dieses ausschließlich dem Papst. Auch das Prinzip der Schutzvogtei ,
das heißt , der Schutzherrschaft weltlicher Machthaber über ein Kloster , wie es bei
den Benediktinern üblich war , wurde vom Zisterzienserorden prinzipiell abge-
lehnt. Trotzdem erwiesen sich die Zisterzienser in Heiligenkreuz der Stifterfami-
lie gegenüber treu und anhänglich , was sie durch immerwährende Gebetserinne-
rung an den Stifter und seine Angehörigen unter Beweis stellten. Die Babenberger
hatten von nun an einen hoch bedeutenden religiösen Stützpunkt innerhalb ihres
Herrschaftsbereiches , der außerhalb der Einflussnahme des Passauer Bischofs lag.
Zur Baugeschichte der Klosterkirche von Heiligenkreuz bestehen widersprüch-
liche Theorien. Alfred Schmeller hat in seiner Dissertation von 1946 ausgeführt ,
dass nach seiner Meinung die Stiftskirche zunächst als ungewölbte , dreischiffige
Pfeilerbasilika erbaut worden sei128 ; im Osten hatte das Langhaus einen Abschluss
mit drei Halbkreisapsiden auf gleicher Höhe , wie 1953 durch Ausgrabungen nach-
gewiesen werden konnte129. Der Bau hatte demnach eine sehr altertümliche
Grundrissform , die in inneralpinen Gebieten schon in karolingischer Zeit verbrei-
tet gewesen war ( Disentis , Müstair , Mistail ) und noch im 11. und 12. Jahrhun-
dert in Bayern Verbreitung fand ( St. Jakob in Regensburg , St. Peter in Straubing ,
St. Peter in Kastl ). Schmeller meinte weiters , dass um 1145 ein Umbau erfolgt sei ,
wobei ein Querhaus mit Chorquadrat an das basilikale Langhaus angefügt wurde.
1147 erhielt die Zisterze Heiligenkreuz durch die Münchendorfer Schenkung eine
bedeutende finanzielle Zuwendung , und Schmeller hielt diese Schenkung für aus-
schlaggebend zur Einwölbung der Kirche130.
Viktor Flieder und Renate Wagner-Rieger meinten , dass in Heiligenkreuz zu-
nächst nur an die Einwölbung der Seitenschiffe mittels Kreuzgratgewölben ge-
dacht gewesen sei , während man das Mittelschiff vorerst flach eingedeckt ha-
be131. Karl Kubes gab mit Recht zu bedenken , dass die stark dimensionierten
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur