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Die Bautätigkeit unter den Markgrafen und Herzogen von Österreich 39
Privileg zur Verwendung als Taufkirche140. Auch die Bandrippenwölbung in der
Krypta der Pfarrkirche von Lanzenkirchen bei Neunkirchen besitzt Ähnlichkeit
zu den genannten Beispielen. Lanzenkirchen lag im 12. Jahrhundert ebenso wie
Thernberg und Scheiblingkirchen in jenem südlichen Teil Niederösterreichs , der
bis 1155 zur Mark Pitten und danach zur Steiermark gehörte und kirchenrecht-
lich dem Erzbistum Salzburg unterstand. Eine Erklärung dafür , dass das neuar-
tige Bauprinzip der Bandrippenwölbung fast gleichzeitig am Bau der großen und
bedeutenden babenbergischen Stiftskirche Heiligenkreuz sowie auch an kleinen
unbedeutenden Landkirchen Anwendung gefunden hat , mag darin liegen , dass
die gleiche Gruppe von Werkleuten abseits der großen Bauaufgabe von Heiligen-
kreuz in der Umgebung auch noch weitere Bauaufträge ausgeführt haben könnte.
Zwettl
Es ist aber auch zu beobachten , dass sich die Errungenschaft des Bandrippenge-
wölbes von Heiligenkreuz aus innerhalb der Zisterzienserbaukunst rasch verbrei-
tet hat. Die erste Tochtergründung von Heiligenkreuz war das Kloster Zwettl im
Waldviertel , eine Stiftung des einflussreichsten Ministerialen am Hof der Ba-
benberger , Hadmar I. von Kuenring , aus dem Jahre 1137. Die Bedeutung dieser
Familie war deshalb so groß , weil ein Ahnherr , Azzo , einst die Neumark mit der
Mark Ostarrichi vereinigt hatte141. Die Klosterstiftung , die mit der Genehmi-
gung des Markgrafen Leopold IV. erfolgte , wurde erst 1147 durch eine Urkunde
König Konrads III. auf eine gesicherte Basis gestellt. Danach förderte Albero III.
von Kuenring , ein Vetter des Gründers , den Ausbau der Zisterze. Während von
der 1159 durch Bischof Konrad von Passau geweihten ursprünglichen Klosterkir-
che substanziell nichts mehr erhalten ist , zeigt der Kapitelsaal des Klosters , ein
quadratischer Raum mit einer Mittelstütze und vier kreuzrippengewölbten Jo-
chen , der unmittelbar an das Querschiff der Klosterkirche angebaut war , deut-
liche Einflüsse von Heiligenkreuz. Die Gewölbe besitzen wie das Mittelschiff in
Heiligenkreuz Bandrippen. Die Mittelstütze des Raums trägt ein einzigartiges
Kapitell , das wie eine Bündelung von Konsoldiensten in der Art jener im Mittel-
schiff von Heiligenkreuz zusammengesetzt ist. Von der zentralen Säule spannen
sich breite , in Halbkreisbogen geführte Gurtbandrippen zu den Seitenmitten
der Raumwände , wo sie an der Nord- und Südseite von Lisenen , im Osten und
Westen dagegen von Konsolen aufgenommen werden. Auch die Diagonalrippen
sind als Gurtbänder gestaltet ; sie besitzen einen etwas schlankeren Rechteck-
querschnitt als die Scheidbogengurte und ruhen in den Raumecken auf Drei-
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur