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Die Voraussetzungen im 12.
Jahrhundert60
DIE BAUTÄTIGKEIT IM GEBIET DES ERZBISTUMS
SALZBURG IN DEN ALPENLÄNDERN
Gurk , Millstatt , St. Paul im Lavanttal , Viktring , Salzburg – Pfarrkirche
Unserer Lieben Frau ( Franziskanerkirche ) , Salzburg – Dom Konrads III.
Der kirchenpolitisch motivierte Machtkampf um ein Landesbistum in den öster-
reichischen Donauländern zwischen den Markgrafen und später Herzogen von
Österreich und dem Bistum Passau kann nicht ohne den gleichermaßen wichti-
gen Machtfaktor des Erzbistums Salzburg gesehen und verstanden werden. Salz-
burg hatte , wie die Synode von 1133 gezeigt hat , einerseits kein Interesse daran ,
dass die Babenberger auf ihrem Gebiet ein eigenständiges Landesbistum errichten
und damit den Einfluss des der Metropolis Salzburg unterstehenden Bistums Pas-
sau schwächen. Andererseits wollte Salzburg auch nicht zulassen , dass es Passau
gelingt , Suffraganbistümer in Österreich zu errichten , wodurch Passau selbst in
den Rang eines Erzbistums gekommen und aus der von Salzburg dominierten
bayrischen Kirchenprovinz ausgegliedert worden wäre. Wiederum stellt sich die
Frage , ob auch Salzburg die Sakralarchitektur in dieser Zeit als Instrument der
Repräsentation und des Machtanspruchs eingesetzt und zu welchen Auswirkun-
gen eine solche Haltung geführt hat.
In der Stadt Salzburg bestand – ebenso wie in Passau – eine auf uralte Lo-
kaltradition zurückgehende Bischofskirche. Ihre Erbauung ging auf den irischen
Abt-Bischof Virgil ( Fergil ) zurück. Die Einweihung des von ihm gegründe-
ten Doms erfolgte 774 nach zwölfjähriger Bauzeit. Der Virgildom , über dessen
Beschaffenheit die Grabungsbefunde von Hermann Vetters Auskunft geben227 ,
war eine dreischiffige Basilika mit einer Krypta unter dem Presbyterium , einem
vorgelagerten Atrium228 und einem angegliederten , zentralbauförmigen Baptis-
terium. Die Anlage war nach römischen Fuß bemessen , die Länge von 66 m ent-
sprach 220 Fuß , die Breite von 33 m maß 110 Fuß , das Atrium 84 × 110 Fuß. Der
Bau stand ganz in der Tradition frühchristlicher Basiliken , die sich im Mittelal-
ter zunächst in Ravenna und später im Langobardenreich überliefert hatte. Dem-
nach sind die formal nächstverwandten Bauten die in ihren Abmessungen mit
dem Virgildom nahezu identische Basilika S. Apollinare in Classe bei Ravenna
( 549 geweiht )229 und die vom Langobardenkönig Desiderius im Jahre 753 ge-
gründete Kirche S. Salvatore in Brescia230. Wahrscheinlich hat der letzte Herzog
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur