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Die Bautätigkeit im Gebiet des Erzbistums Salzburg in den Alpenländern 61
von Bayern aus dem Hause der Agilolfinger , Tassilo III. , den in seiner Größe so
außergewöhnlichen ersten Bau des Salzburger Doms ( ecclesia mirae magnitudi
nis ) finanziell gefördert231.
In der Folge erfuhr der Salzburger Dom manche bauliche Veränderungen : Er
wurde unter Erzbischof Liupram ( reg. 836–859 ) nach einem Brand des Jahres 845
wiederhergestellt. Erzbischof Hartwik ( reg. 991–1023 ) ließ ihn nach einer aberma-
ligen teilweisen Zerstörung mit finanzieller Unterstützung durch Kaiser Heinrich
II. unter Verwendung der Umfassungsmauern des Virgilbaus erneuern , wobei das
Langhaus laut den Grabungsergebnissen von Hermann Vetters durch Anbau ei-
nes Langchors nach Osten sowie unter Einbeziehung des früheren Atriums nach
Westen verlängert wurde. Dabei legte Hartwik auch bereits das monumentale
Westturmpaar an232 , das unter Erzbischof Konrad I. ( reg. 1106–1147 ) nach einem
weiteren Brand von 1127 in Form von turres altissimas erneuert wurde233. Der Salz-
burger Dom bot sich bis zu seiner gewaltsamen Zerstörung durch Brandlegung
am 5. April 1167 durch Parteigänger Kaiser Friedrichs I. Barbarossa , der 1166 die
Reichsacht über das Erzstift Salzburg und den papsttreuen Erzbischof Eberhard
II. ( reg. 1164–1168 ) verhängt hatte234 , als ungewölbter Altbaubestand dar , dessen
auffallendstes Merkmal die markante Doppelturmfront war.
Gurk
Ähnlich wie bei den von Passau abhängigen Kirchen , deren Westfassaden nach
dem Muster des Passauer Pilgrimdoms gestaltet wurden , nahm man im 12. Jahr-
hundert bei mehreren Kirchenneubauten im Gebiet der Erzdiözese Salzburg
das Doppelturmmotiv des Salzburger Doms zum Vorbild. Nach der Gründung
des Salzburger Eigenbistums Gurk in Kärnten durch Erzbischof Gebhard ( reg.
1060–1085 ) kam es erst unter Bischof Roman I. ( reg. 1131–1167 ) zum Bau einer
Domkirche in Gurk , deren erste Weihe 1174 erfolgte. 1178 nennt eine kaiserliche
Urkunde bereits die – noch unvollendete – Marienkathedrale von Gurk. Nach
einer Bauunterbrechung in den Jahren 1179 / 1180 und einer Planänderung , die
zum Bau des Querhauses mit eigenen Emporen führte , fand im Jahre 1200 die
Weihe des Hochaltars statt ; der Dom und die Stiftsgebäude wurden vor 1220
fertiggestellt235. Der Gurker Dom erhielt die Gestalt einer dreischiffigen , flach
gedeckten Pfeilerbasilika mit einem über die Seitenschiffe in der Flucht der Um-
fassungsmauern nicht vorragenden Querschiff am Ostende des Langhauses ,
an welches drei Halbkreisapsiden anschließen ( Abb. 11 a ). Unter dem erhöhten
Chor und unter dem Querschiff erstreckt sich – halb in die Erde versenkt – eine
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur