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Die Voraussetzungen im 12.
Jahrhundert68
Salzburg , Pfarrkirche Unserer Lieben Frau
Auf frühmittelalterlichen Ursprung ging die Pfarrkirche der Stadt Salzburg zu-
rück , die ab 1130 den St. Petersfrauen zugewiesen war. Nachdem die Kirche 1167
im Zuge der Verwüstungen Salzburgs im Auftrag Kaiser Friedrichs I. Barbarossa
durch einen Brand zerstört worden war , erfolgte ihr Neubau , der 1223 geweiht
wurde247. Von dieser Anlage sind das dreischiffige basilikale Langhaus und das
Südportal in das ehemalige Querhaus erhalten geblieben. Die Gliederung der
Schiffe zeigt das Gebundene System , in den Seitenschiffen sind Kreuzgratgewölbe
zwischen Scheidbogengurten ausgebildet , im Mittelschiff dagegen Bandrippenge-
wölbe. Die Langhausarkaden besitzen Spitzbogen und werden von Rechteckpfei-
lern mit Halbsäulenvorlagen unterstützt. Während die schwerfällig-massiven For-
men des Langhauses dessen Bauzeit bald nach 1167 annehmen lassen , stammt das
Südportal mit seinen feingliedrigen Gestaltungselementen aus der Phase der Fer-
tigstellung des Baus vor 1223 nach einer Bauzäsur. Das Trichterportal besitzt im
Gewände und in der rundbogigen Archivoltenzone eine reiche Abfolge von Keh-
len und Rundstäben , die im senkrechten Bereich mit Kapitellen und Basen inst-
rumentiert sind. In der Verwendung von verschiedenfarbigem Marmor besitzt das
Portal eine rhythmische Streifengliederung , die im Bogenbereich das Gefüge der
Keilsteine hervorhebt. Das Tympanonrelief des Tors zeigt den thronenden Chris-
tus zwischen zwei Figuren mit Kirchenmodellen in den Händen , in denen wohl
die Heiligen Petrus und Rupert zu erkennen sind ( Abb. 15 )248. Friedrich Dahm
schreibt das Relief aus stilistischen Gründen einem oberitalienischen Meister zu ,
während die Kapitellplastik des Portals von einem lokalen Bildhauer stammt249.
Vom gleichen Kirchenbau ist auch eine Löwenskulptur erhalten , die als Träger
einer Säule eines Portalbaldachins oder eines Lettneraufbaus gedient hat. Auch
dieses Werk zeigt enge stilistische Verbindungen zu Oberitalien ( Como , Modena )
wie auch zur Toskana250. Gleichen architektonischen Aufbau und die gleichartige
Verwendung verschiedenfarbigen Marmors zeigt das Westportal der Benedikti-
nerstiftskirche und Erzabtei St. Peter in Salzburg ( Abb.
16 ).
Salzburg , Dom Konrads III.
Inzwischen nahm man in der Stadt Salzburg das größte Bauvorhaben ihrer mit-
telalterlichen Geschichte in Angriff. 1179 war Kardinal Konrad von Wittelsbach
( ca. 1120–1200 ) als Erzbischof Konrad III. von Salzburg inthronisiert worden.
1180 wurde Konrads Bruder Otto vom Kaiser mit dem Herzogtum Bayern be-
lehnt. Bereits seit 1167 lag der Salzburger Dom Hartwiks und Konrads I. in Rui-
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur