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Die Entwicklung in der Steiermark 81
Seitz , Gairach
Bemerkenswert früh gelangten noch unter den letzten Traungauer Markgrafen
bzw. Herzogen gotische Stileinflüsse in die Steiermark. Markgraf Otakar III.
gründete im Jahre 1164 das Kloster Seitz / Ziče im Gebiet von Tüffer / Laško in der
Südsteiermark. Seitz war die erste Niederlassung des Kartäuserordens im Heiligen
Römischen Reich. Die Mönche kamen aus der Grande Chartreuse in Frankreich
und brachten spezifische , nach ihren Ordensregeln ausgerichtete Bauformen mit ,
ebenso aber auch schon gotische Stilelemente , die zu den frühesten Importen die-
ser Art in Mitteleuropa gehören. Die Ecclesia maior der Domus superior der Kar-
tause in Seitz , die in den Iden des März im Jahre 1190 durch Patriarch Godefridus
von Aquileia ( reg. 1182–1194 ) geweiht wurde275 , besaß in Langhaus und Chor be-
reits spitzbogige Kreuzrippengewölbe mit Strebepfeilern. Die vor 1192 vom Traun-
gauer Otakar dem Jüngeren gestiftete Ecclesia minor der Domus inferior des Klos-
ters in Špitalič zeigt spitzbogige Kreuzrippengewölbe mit Bandrippen und besitzt
im Chor Sedilien ( Abb. 23 ) , deren Blendarkaden Archivolten mit unterschnitte-
nen Rundstabprofilen und eingestellte Säulen mit schlanken gotischen Knospen-
kapitellen aufweisen276. Die Proportionen dieser Sedilien verweisen auf Verglei-
che mit Werken der frühgotischen Architektur in Frankreich , wie der Kirche von
Saint-Remi Reims ( 1165–1170 ) , mit Saint-Quiriace in Provins ( 1157–1166 ) und mit
dem Hochchor der Nôtre Dame in Domont ( 1150–1160 ) , die Kapitelle besitzen
in Saint-Romain-le-Puy ( Velay ) Entsprechungen277. Die Ordensüberlieferung be-
sagt , dass ein Laienbruder namens Aynardus , der Erbauer vieler Kartausen in und
außerhalb Frankreichs , zusammen mit dem ersten Prior und den Mönchen direkt
aus der Grande Chartreuse nach Seitz gekommen sei.
Nach Übernahme des Herzogtums Steiermark durch
die Babenberger wandten diese ihre Aufmerksamkeit
ganz besonders der Kartause Seitz zu. Schon Herzog Le-
opold V. schenkte dem Kloster zwischen 1192 und 1194
Zehente im Raum von Marburg278. Leopold VI. stand
mit Nikolaus , dem Prior von Seitz , in enger Verbindung ,
den er 1207 für Vermittlungsdienste beim Papst heran-
zog. Leopold VI. nahm sich auch noch eines anderen
südsteirischen Kartäuserklosters in Gairach / Jurklošter
Abb.
23 : Sitznischen in der ehem. Kartäuserkirche in Špitalič
( Slowenien )
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur