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Die Entwicklung in der Steiermark 83
aufgestiegenen Familien der Babenberger und der Andechser waren aus Dankbar-
keit gegenüber den Staufern fortan ihre treuesten Verbündeten , ebenso wie auch
die Přemysliden , denen Kaiser Friedrich I. Barbarossa aus gleichen Motiven 1158
die erbliche Königsherrschaft über Böhmen im Verband des Heiligen Römischen
Reiches verliehen hatte. Für die Familie der Herzoge von Andechs-Meranien war
die Parteinahme für die Staufer im Machtkampf gegen die Welfen vorbestimmt.
Als Verbündeter Kaiser Heinrichs VI. war Bischof Otto II. von Bamberg aus dem
Hause Andechs-Meranien bestrebt , den ehrwürdigen Kaiserdom in Bamberg
nach dem Brand von 1185 rasch wiederherzustellen , wobei er sich offenbar nicht
nur mit einer Instandsetzung begnügen wollte. Wie der Beginn eines grundle-
genden Domneubaus unter seinem Nachfolger Bischof Timo erkennen lässt283 ,
waren sowohl die Heiligsprechung des Bamberger Bischofs Otto I. als auch die
Beatifikation der Gemahlin des kaiserlichen Domgründers Heinrich II. , Kaiserin
Kunigunde , Anlässe , mit den Baumaßnahmen am Dom unter Bezugnahmen auf
die Frühgeschichte des Bistums dessen kaiserlichen Ursprung in Erinnerung zu
rufen. Darüber hinaus war der Neubau eines staufischen Kaiserdoms in Bamberg
durch die Andechser , die ihren Aufstieg den Staufern zu verdanken hatten , ein
unübersehbares politisches Signal.
1198 war nach dem unerwarteten Tod Kaiser Heinrichs VI. dessen jüngerer
Bruder Herzog Philipp von Schwaben von einem Teil der Kurfürsten zum deut-
schen König gewählt worden ; ihm stand jedoch der von den übrigen Kurfürsten
gewählte welfische Gegenkönig Otto IV. gegenüber. Inzwischen war – nach den
Forschungen von Achim Hubel und Manfred Schuller – der Domneubau in Bam-
berg bereits im Gange284. Ab 1203 stand mit Bischof Ekbert wieder ein Mitglied
der herzoglichen Familie von Andechs-Meranien an der Spitze des Bistums. Des-
sen Ehrgeiz musste es sein , das Bauprojekt so schnell wie möglich voranzutreiben.
Die Ermordung König Philipps von Schwaben von 1208 brachte aber eine dreijäh-
rige Bauunterbrechung ; eine Brandkatastrophe auf der Baustelle um 1226 / 1227
führte nochmals zu einer Unterbrechung. Dafür gelang es Bischof Ekbert als treu-
em Parteigänger des nunmehrigen Kaisers Friedrich II. von Hohenstaufen , von
diesem im Jahre 1225 eine entscheidende Förderung für das Bauvorhaben zu erlan-
gen. Als Gegenleistung für die Übertragung eines Lehens des Hochstifts Bamberg
zu Ortenau vergab der Kaiser 4000 Mark Silber – das sind 950 kg Silber – an Bi-
schof Ekbert für das Werk seiner Kirche , was tatsächlich einer großzügigen Schen-
kung gleichkam285. Durch diese als Ankauf von Lehensrechten verschleierte Stif-
tung förderte Friedrich II. den bis dahin von Geldmangel gebremsten Dombau
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur