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Die Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
88 breiten Bandrippen. In jedem Querhausarm
sind drei breitrechteckige Kreuzrippengewöl-
be ohne jochabgrenzende Scheidbogen ausge-
bildet. Die Gewölbe im Südarm sind schräg
verzogen , sodass die Schnittpunkte der Ban-
drippen nicht auf einer Linie liegen. Die Ban-
drippen des Kreuzgewölbes in der Vierung
ruhen auf Bündelpfeilern mit kreuzförmigem
Pfeilerkern , vorgelegten Halbsäulen und ein-
gelegten Dreiviertelsäulen. Die Bündelpfei-
ler besitzen Kapitellfriese mit frühgotischen
Knospenformen , rundherum laufende Ba-
sisprofile und einen durchgehenden Wirtel
( Schaftring ) in halber Pfeilerhöhe. Im Süd-
querhaus werden die Bandrippen von halb-
runden schlanken Diensten aufgenommen ,
die von breiten Knospenkapitellen mit po-
lygonalen Deckplatten bekrönt sind ; in den
Ecken ruhen die Rippen auf Kapitellkonso-
len mit schräg gestellten rechteckigen Deck-
platten. Nach Osten öffnen sich die Wände
der Querhausarme zu den anschließenden
Querhauskapellen in rund- und spitzbogigen
Arkaden auf Polygonalpfeilern mit lilienför-
migen Kapitellen ( Abb.
28 ).
Wie Karl Oettinger annahm296 , galt die erste Weihe der Kirche , die am 17. Ju-
ni 1217 in Anwesenheit Herzog Leopolds VI. erfolgte und von Bischof Ulrich
von Passau vorgenommen wurde , vier Altären in den Querhaus-Ostkapellen , die
dem Erzengel Michael , dem heiligen Wilhelm Confessor , dem heiligen Andreas
und dem heiligen Johannes dem Täufer gewidmet waren. Zum gleichen Anlass
wurden auch zwei ewige Lichter für die Kirche gestiftet. Die gewählten Patrozini-
en dieser Altäre weisen auf die Kreuzzugsthematik hin und lassen vermuten , dass
die Weihe als ex voto Herzog Leopolds VI. vor seinem Aufbruch zum Kreuzzug
( 1217–1219 ) verstanden werden sollte297. Für die Richtigkeit der Lokalisierung
dieser Altäre spricht , dass ein Altar , der dem hl. Johannes dem Täufer geweiht
ist , noch heute in der südlichsten Querschiffkapelle besteht. Dagegen ergibt sich
Abb.
27 : Grundriss der Stiftskirche Lilienfeld mit Her
vorhebung der Bauteile des 13. Jahrhunderts
Abb.
28 : Aufrissschnitt durch das Querschiff der Stifts
kirche Lilienfeld
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur