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89Die
Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
ein Problem bezüglich der Lokalisierung der
übrigen Altäre. Nur die nördlichste und süd-
lichste Querhauskapelle besitzen durchgehen-
de Ostwände , vor denen sich Altäre aufstellen
lassen. Die zur Mittelachse nächstfolgenden
Kapellen öffnen sich dagegen in voller Breite
nach Osten. Nimmt man an , dass 1217 auch
in diesen Jochen Altäre errichtet wurden , so
würde man damit voraussetzen , dass die Ka-
pellen in jenem Baustadium nach Osten hin
geschlossen waren und dass sie erst nach einer
Planänderung zur Schaffung des anschließen-
den Hallenumgangs nach Osten hin geöffnet
wurden. Auch der bisher kaum beachtete Um-
stand , dass die innersten ostseitigen Quer-
schiffarkaden links und rechts vom Hochchor
schmäler sind und spitzbogige Scheidbogen
aufweisen , während die nach Süden und Nor-
den folgenden Arkaden wesentlich breiter sind
und rundbogige Scheidbogen besitzen , könn-
te dafür sprechen , dass zunächst eine Grund-
risslösung nach dem Vorbild des zweiten Bauzustandes der Klosterkirche von
Ebrach mit vier ostseitig geschlossenen Querhauskapellen und einem nur ein -
schiffigen Chorumgang geplant gewesen wäre.
Wenn der erste Bauabschnitt in der Disposition der Querhausarme mit je drei
breitrechteckigen Kreuzrippengewölben und nach Osten vorgelagerten Querhaus-
kapellen dem Grundrissformular von Ebrach II ( ab 1200 ) folgte298 , so beschritt
die Lilienfelder Gestaltung im Aufriss jedenfalls eigene Wege : Mit der Errich-
tung der westlichen Vierungspfeiler und hoher Seitenschiffarkaden in der west-
lichen Querschiffmauer wurde schon in der ersten Bauphase festgelegt , dass das
anschließende östlichste Gewölbejoch des Langhauses der Kirche den Raumquer-
schnitt einer dreischiffigen Staffelhalle erhalten sollte ( Abb. 29 ). Auch der Typus
des Polygonalpfeilers , wie er dann im Hallenchor wiederholt wurde , fand bereits
im ersten Bauabschnitt , bei der Herstellung der Arkaden der südlichen Quer-
hauskapellen , Anwendung. Bemerkenswert ist auch die Instrumentierung dieses
Bauabschnitts mit gotischen Knospenkapitellen und polygonalen Kapitelldeck-
Abb.
29 : Aufrissschnitt durch das östlichste Langhaus
joch der Stiftskirche Lilienfeld
Abb.
30 : Aufrissschnitt durch Querschiff und Hallen
chorumgang der Stiftskirche Lilienfeld
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur