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95Die
Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
Einfügung des Apsispolygons in die
Chorumgangshalle führte zum ersten
Mal in Österreich zum Einsatz eines
Rippendreistrahlgewölbes. Dieselben
Baukünstler errichteten auch den
Kapitelsaal mit 3 × 3 Jochen hoher ,
spitzbogiger Kreuzrippengewölbe auf
Rund stützen ( Abb.
34 ) und einer reich
gegliederten Portalgruppe an der Ostseite des Kreuzgangs321. Das Rundbogen-
portal in den Kapitelsaal zeigt nach außen und innen gleichartige Trichtergewän-
de mit links und rechts je fünf monolithischen Säulen aus Rotmarmor. Ähnlich
gegliedert sind auch die das Portal flankierenden Rundbogenfenster des Kapitel-
saals in den Kreuzgang. An den hochgelegenen Fenstern des Chorpolygons der
Stiftskirche und am Portal des Kapitelsaals sowie des Ostdurchgangs finden sich
die gleichen preziös skulptierten gotischen Knospenkapitelle wie an der Capella
Speciosa in Klosterneuburg , die Herzog Leopold VI. vor 1222 erbauen ließ. So-
wohl an der wiederhergestellten Ostwand des nördlichen Querhausflügels als auch
an den Fenstern des Chorpolygons wurden charakteristische Kelchkranzkapitelle
verwendet , wie sie sowohl am Nordflügel des Kreuzgangs im Zisterzienserkloster
Zwettl ( ab 1204 bis 1227 ) als auch an einer Sessionsnische der Klosterkirche in
St. Pölten ( vor 1228 ) vorkommen322.
Zu den im Jahre 1230 bereits fertiggestellten Bauten rings um den Kreuzgang
gehörte auch das Cellarium ( Abb. 35 ). Nach den Baugewohnheiten der Zisterzi-
enser wurde es in dem abgesenkten Erdgeschoss des Konversentrakts angelegt. In
Lilienfeld reicht es über eine Länge von sechs Jochen des angrenzenden Kreuz-
gang-Westflügels. Die zweischiffige , vierjochig kreuzrippengewölbte Halle ist aus
verputztem Bruchsteinmauerwerk errichtet , die Gewölbeflächen sind über Scha-
lungsbrettern in Gussmauerwerk hergestellt und ohne nachträglichen Putz belas-
sen worden. Gleichzeitig mit dem Cellarium wurde das darüberliegende Dormito-
rium der Konversen errichtet ; auch dieser Raum wurde als zweischiffige gewölbte
Halle mit achteckigen Mittelpfeilern angelegt323.
Abb.
35 : „Cellarium“ im Zisterzienserstift
Lilienfeld
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur