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115Die
Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
stand war , was zu heftigsten Auseinandersetzungen führen musste. Dennoch ließ
sich Herzog Leopold VI. vom Papst nicht dazu bringen , in politischen Fragen ge-
gen den Kaiser Partei zu ergreifen. 1220 weigerte er sich , ein Vertragsinstrument
mit zu besiegeln , das sich gegen die von Friedrich II. angestrebte Vereinigung von
Sizilien mit dem Reich richtete.
Herzog Leopold VI. gehörte also in den Jahren zwischen 1217 und 1225 nicht
zu den engsten Gefolgsleuten Friedrichs II. Als der König seine Vertretung in
Deutschland zu regeln hatte , um den 1220 vom Papst neuerlich eingemahnten
Kreuzzug antreten zu können , scheint Leopold in keiner der höheren Funktionen
auf : Friedrich II. betraute Heinrich von Neuffen mit der Sorge für seinen Sohn
Heinrich und mit der Verwaltung des Herzogtums Schwaben , nach der Kaiserkrö-
nung in Rom erfolgte die Bestellung Erzbischof Engelberts von Köln zum Reichs-
verweser , seit 1221 fungierte Eberhard von Waldburg als Bewahrer der Reichs-
insignien gemeinsam mit seinem Neffen Konrad von Winterstetten ; zum Kreis der
engsten Vertrauten des Königs gehörten damals auch noch der Kanzler Konrad
von Metz , Bischof Otto von Würzburg und Graf Gerhard von Diez375. Herzog
Leopold VI. dagegen zog sich vorübergehend immer mehr von den Reichsgeschäften
zurück376. Wie Karl Gutkas meinte , scheint das schwankende Gemüt des rasch urtei
lenden Kaisers dem Wesen Leopolds VI. nicht sonderlich verwandt gewesen zu sein.
Erst im Jahre 1225 , als Leopold seine Herrschaft ausgebaut hatte und der angesehenste
Reichsfürst geworden war , trat wieder eine starke Annäherung ein , und Margarete ,
die Tochter des Österreichers … vermählte sich mit Heinrich ( VII. ) , dem Sohne des
Kaisers377. Auch Aachen rückte erst zu diesem späteren Zeitpunkt noch einmal
in den Mittelpunkt des Geschehens , als Leopolds Tochter Margarete 1227 unter
großem Gepränge in der Pfalz zur römisch-deutschen Königin gekrönt wurde378.
Aber auch seit Bestehen dieser wichtigen Eheverbindung seines Hauses mit den
Staufern nahm Leopold VI. von jeder vordergründigen Machtdemonstration oder
Ausnützung seines verwandtschaftlichen Verhältnisses zum Kaiser und zum deut-
schen König Abstand. Stattdessen beschritt Leopold den Weg diskreter diploma-
tischer Vermittlung , so als 1227 Verhandlungen mit Frankreich zur Erneuerung
des Bündnisses mit dem Reich zu führen waren , oder 1229 / 30 , als zwischen dem
Papst und dem von ihm gebannten Kaiser vermittelt werden musste379.
Obwohl Leopold VI. König Friedrich II. von Hohenstaufen unterstützt und die
Inszenierung seiner Krönung in Aachen ( 1215 ) mit der Aufstellung des Karlsschrei-
nes als Auftreten eines neuen Karl des Großen begrüßt und darin vielleicht eine
renovatio regni teutonici gesehen haben mag , bestand für ihn selbst sicher kein An-
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur