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Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
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Die Bautätigkeit Herzog Leopolds VI. 122 cher Chor und der Martyrer strahlendes Heer in der heiligen Inszenierung der Re- liquien versammelt zur Bekräftigung der Bitte : Unter die Schar Deiner Heiligen lasse uns zählen im Reiche der ewigen Herrlichkeit !404 Bei Restaurierungsarbeiten im Chor der Kirche St. Ursula in Köln wurden an entsprechender Stelle , unterhalb der Chorfenster , Mauernischen aus dem 13. Jahr- hundert gefunden , in denen Reliquien der virgines coloniensis , der Gefährtinnen der hl. Ursula , eingeschlossen waren. Im Westchor des Naumburger Doms fand Ernst Schubert oberhalb der am Laufgang unter Baldachinen aufgestellten Stif- terfiguren Befestigungsstellen , die allem Anschein nach zur Anbringung von Reliquien gedient hatten405. In der Stiftskirche Nôtre-Dame-de-l’Assomption in Villeneuve-sur-Yonne ( ehemals Villeneuve-le-Roi ) stehen noch heute zwei spät- mittelalterliche Heiligenfiguren auf dem Laufgang oberhalb der Blendarkaden406 und tradieren offenbar seit ältester Zeit die Verwendung dieses Laufgangs für Kultbilder der Andacht. Aus mittelalterlichen Quellen ist bekannt , dass in den Kirchenchören der Be- reich am Fuß der Fensterzone und oberhalb der Sitznischen zur Aufstellung von Reliquiaren diente407. Eine Illumination im Psalter König Heinrichs VI. von Eng- land ( British Library , London , Codex Cotton Domitian A. XVII ) zeigt den In- nenraum eines Kirchenchors mit den Mönchen im Chorgestühl und den auf ei- nem Sims unterhalb der Fenster aufgestellten Totenbüsten von heiligen Bischöfen und Päpsten408. Ernst Schubert erkannte , dass der von den Chorkapellen der Ka- thedrale in Reims ableitbare Laufgang im Stifterchor des Naumburger Doms zur Aufstellung von Reliquiaren gedient hat409. Wie aus vielen Beispielen bekannt ist , hatten Reliquienbehälter des Hoch- und Spätmittelalters vielfach die Form von ausgehöhlten Statuen oder Büsten. Die zum Gebet versammelten Kleriker , die Stifterfamilie und die Heiligen , die in den Reliquieninhalten ihrer Figuren in stummer Anwesenheit körperhaft gegenwärtig waren , bildeten nach dem mit- telalterlichen Frömmigkeitsvorstellungen eine Gemeinschaft der Heiligen , in deren Schar im Reiche der ewigen Herrlichkeit die lebenden Andächtigen dereinst aufge- nommen zu werden hofften410. Die Funktion als Aufstellungsort von Reliquiaren hatte gewiss auch der Lauf- gang in der Capella Speciosa. Mit ihrem kostbaren Erscheinungsbild der Bau- glieder aus verschiedenfarbigem Marmor , der farbigen Glasfenster und einem Dach aus vergoldeten Zinnplatten war die Kapelle der Pfalz Leopolds VI. in Klosterneuburg gleichsam ein monumentalisierter Schrein zur Aufbewahrung wohl jener kostbaren Reliquien , die der Herzog 1219 vom Kreuzzug aus Ägypten
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Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
Titel
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
Autor
Mario Schwarz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78866-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Kunst und Kultur
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