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Die Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
134 Zwettl , Kreuzgang
Obwohl die für Bau und Ausstattung der Capella Speciosa verantwortlichen fran-
zösischen Künstler Österreich nach Vollendung ihres Werkes sogleich wieder ver-
lassen haben dürften , hinterließen sie eine nachhaltige Vorbildwirkung. Direkte
Einflüsse erkennt man nicht nur in der Kapitellplastik an den Fenstern des Chor-
polygons der Stiftskirche und des Kapitelhausportals im Kloster Lilienfeld , wobei
die Auftraggeberschaft Herzogs Leopold VI. an beiden Bauprojekten eine plau-
sible Erklärung liefert. Zu beobachten ist auch der Einfluss der Kapitellplastik
der Pfalzkapelle von Klosterneuburg auf den Kreuzgang des Zisterzienserklosters
Zwettl ( Abb. 88 ). Die Errichtung der Kreuzganganlage in Zwettl geht nach Aus-
sage des Zwettler Stiftungenbuches von 1327 auf Hadmar II. von Kuenring zurück ,
dessen Großonkel Hadmar I. die Zisterze Zwettl im Jahre 1137 gegründet hatte.
Die Erbauung erfolgte nach der gleichen Quelle unter Abt Marquard , der dem
Kloster von 1204 bis 1227 vorstand458. Der Neubau trat an die Stelle einer holz-
gedeckten Vorgängeranlage aus der Zeit Hadmars I. , von welchem das steinerne
Parapet und ein kleines Rundbogenportal im dritten Joch des Ostflügels erhalten
geblieben sind ( Abb. 48 a ) , und war von den bereits bestehenden Bauten um den
Klosterhof , der Klosterkirche im Norden , dem Kapitelhaus im Osten , dem Unteren
Dormitorium im Süden und dem Konversentrakt mit der Klosterpforte im Westen
umschlossen ( Abb. 47 ). Durch die Rücksichtnahme auf die bestehenden Gebäu-
de ergaben sich trotz des Rechteckgrundrisses der Anlage Schwierigkeiten bei der
Einteilung der Gewölbejoche. Dies führte dazu , dass
die einander gegenüberliegenden Gänge eine ungleiche
Jochanzahl aufweisen. Auch sind die Kreuzgangjoche
unterschiedlich breit , teils quadratisch , teils breit- oder
längsrechteckig. Im Ostflügel , wo auf die Portalanlage
des Kapitelsaals Rücksicht genommen werden musste ,
sind zwei Gewölbejoche sogar trapezförmig verzogen.
Die Mehrzahl der Joche ist kreuzrippengewölbt. Ein
Joch im Nordflügel besitzt ein fünfteiliges Gewölbe ,
je ein Joch im Nord- und Ostgang ist sechsteilig ein-
gewölbt. Zum Kreuzganghof hin weisen an allen vier
Seiten Strebepfeiler an sämtlichen Jochunterteilungen
und an den vier vortretenden Ecken des hexagonalen
Abb.
47 : Kreuzgang im Zisterzienserstift Zwettl , Grundriss
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur