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Die Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
140 zu diesem Zeitpunkt der Nordflügel , der in den Zis-
terzienserklöstern als Lektionsgang verwendet wurde ,
bereits vollendet war.
Der südliche Teil des Ostflügels , der Süd flügel ,
der Westgang und zuletzt das Brunnenhaus seien
nach Buberl von einer neuen Gruppe von Baukünst-
lern gestaltet worden , die die erste Mannschaft abge-
löst hatte465. An die Stelle der vielfältigen , fantasievoll
skulptierten Kapitellformen aus spätromanischem
Vor bilder repertoire seien nun frühgotische Knospen-
kapitelle getreten , die naturalistisch gearbeitete Blät-
ter am Kapitellkelch und schlanke Blattspitzen auf-
weisen. Im zweiten Bauabschnitt ist eine besonders
enge Übereinstimmung mit Werken der französischen
Zisterzienserbaukunst zu bemerken. Das Motiv des
Gliederns der Fensterjochwände mit übergreifenden
Bogen entspricht Vorbildern in den Zisterzienserklös-
tern von Fontenay und Le Thoronet , die Aneinander-
reihung von Arkadendoppelsäulchen findet sich an
den Kreuzgängen von Senanque und Fontfroide466.
Die größte Ähnlichkeit besteht zum Kreuzgang der
Zisterze Fontfroide , der nach Marcel Aubert in jener
Zeit gerade in Bau war467.
Sicherlich ist der Kreuzgang von Zwettl in enger
Abhängigkeit von der Baukunst der Babenberger unter Herzog Leopold VI. zu
sehen , dessen bedeutendster Ratgeber der Ministeriale Hadmar II. von Kuenring ,
der Stifter des Baus , war. So erklärt sich die stilgeschichtliche Fortschrittlichkeit
der Anlage. Die Strebepfeiler des Kreuzgangs von Zwettl gelten neben jenen des
Hallenchors von Lilienfeld als die ältesten der gotischen Baukunst im heutigen
Österreich468. Zahlreiche Kapitelle des Süd- und Westflügels und des Brunnen-
hauses erscheinen klar von der Kapitellplastik der Capella Speciosa beeinflusst.
Einzelheiten der Kapitellplastik und der Dienstbündel der Ganggewölbe erschei-
nen mit der Wiener Michaelerkirche vergleichbar.
Abb.
51 a und b : Kapitelle im Nordflügel des
Kreuzgangs des Zisterzienserstifts Zwettl
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur