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Die Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
194 mit dem Portal der von Passau abhängigen Pfarrkirche in Wels ( 1216 ). Die Giebel-
gestaltung der Eingangsfront ist mit jener von Biburg verwandt , das Rundfenster
am Querhaus entspricht dem Querschifffenster von Kremsmünster ( 1232–1237 ).
Einige Autoren , wie Johann Gradt656 , Hans H. Blumenthal657 und Benno
Ulm658 , setzten den Baubeginn der Kirche von Baumgartenberg bereits um 1142 –
zur Zeit der Klostergründung – an , was auf eine insgesamt mehr als hundertjährige
Bauzeit bis zur Schlussweihe schließen lassen würde. Diese Annahme wäre nur un-
ter der Voraussetzung aufrechtzuerhalten , dass die Kirche zunächst für eine roma-
nische Einwölbung im gebundenen System nach dem Vorbild von Heiligenkreuz
angelegt gewesen sei und dass man während des Baus eine Planänderung zuguns-
ten des Konzepts durchlaufender Travées vorgenommen habe. Überzeugender und
auch durch vielfältige Stilvergleiche belegbar ist die Annahme von Erwin Hai-
nisch659 und Norbert Wibiral660 , dass die Kirche überhaupt erst um 1200 anstelle
eines bis dahin bestehenden Provisoriums begonnen und somit während der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut worden sei. Dem Bau ist demnach von vornhe-
rein der um 1200 hochaktuelle Grundriss von Morimond zugrunde gelegen , der
auch für Lilienfeld als Vorbild gedient hat ; die Umsetzung des Entwurfes wur-
de allerdings – offensichtlich aus Geldmangel und wegen des Fehlens einflussrei-
cher Gönner – von lokalen Bauleuten durchgeführt , deren Arbeitsleistung für das
Kloster erschwinglich war und die am Portal und an den Friesen und Fensterfor-
men des Außenbaus ihre gewohnten konservativen Gestaltungsformen einsetzten.
Wilhering
Noch stärker durch wirtschaftliche Faktoren negativ beeinflusst war die Grün-
dungs- und Baugeschichte des Zisterzienserklosters Wilhering südlich der Do-
nau in Oberösterreich.
Obwohl der Initiator der Klosterstiftung , Ulrich I. von Wilhering und Wach-
senberg , eine bedeutende Persönlichkeit war , der als Zeuge bei wichtigen Rechts-
akten der Klöster Seitenstetten und Gleink auftrat661 , widmete er seiner Kloster-
gründung einen nur sehr bescheidenen Besitz. Seine Söhne Ulrich II. und Cholo
führten 1143 / 1144 die Gründung eines Zisterzienserstifts mit dem dafür bestimm-
ten Erbe des Vaters durch , nachdem eine Berufung von regulierten Augustiner-
Chorherren aus St. Florian fehlgeschlagen war662. Die Mönche wurden aus dem
steirischen Zisterzienserkloster Rein berufen. Obwohl Ulrich II. und Cholo den
Stiftungsbesitz anfänglich noch etwas erweitert hatten , wandten sie ihre Interes-
sen später dem Hochstift Bamberg zu , dem Ulrich II. 1147 seinen gesamten Be-
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur