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Die Bautätigkeit unter Herzog Friedrich II. dem
Streitbaren302
1236 ist der erste Landkomtur von Österreich nachweisbar : Frater Ortolfus de
Dreschirchen commendator domus Theutonicorum per Austriam et Styriam ( Ortolf
von Traiskirchen ) vollzieht einen Rechtsakt zugunsten des Deutschordenshauses in
Marburg an der Drau. Im Dezember 1236 begibt sich Ordenshochmeister Hermann
von Salza nach Wien und trifft dort den Kaiser , der im Februar 1237 dem Deut-
schen Orden ein Privileg ausstellt , das alle Deutschordenshäuser in Österreich , in
der Steiermark und in der Mark Krain mit ihren praeceptors , Untertanen und Gü-
tern von der niederen Gerichtsbarkeit und von allen Abgaben befreit. Friederich
II. fasst mit dieser Maßnahme einen großen geschlossenen Raum organisatorisch
zusammen , in welchem der Orden besonders begünstigt wird , was als ein Beweis
dafür gesehen wird , dass die drei Länder Österreich , Steiermark und Krain im Plane
Kaiser Friedrichs II. ein Reichsterritorium bilden sollten1017. 1241 schenkt Friedrich
der Streitbare die bis dahin im Besitz der Babenberger befindliche Burg und das
Patronat der Pfarrkirche St. Michael in Gumpoldskirchen dem Deutschen Orden.
1245 steht Starhemberg , die Residenzburg des Herzogs von Österreich , unter
der Verwaltung des Deutschen Ordens : Als castellanus in Starchenberch ist fra
ter Rusche bezeugt1018. Die Obhut des kaisertreuen Deutschen Ordens über diese
Burg , auf der sich mindestens seit 1236 der Schatz und die Kleinodien der Baben-
berger und das landesfürstliche Archiv mit den wichtigsten Urkunden , wie dem
Privilegium minus von 1156 , befanden1019 , spielt nach dem Tode Herzog Friedrichs
im Jahre 1246 eine entscheidende Rolle : Im September 1247 befiehlt Papst Inno-
zenz IV. dem Bischof von Passau , die Ordensritter zur Ausfolgung der österreichi-
schen Urkunden , die sowohl von Margarete , der Schwester des verstorbenen Her-
zogs , als auch von seiner Nichte Gertrud begehrt wurden , zu veranlassen , doch
durch die geltende Exemtion des Ordens von jeder bischöflichen Gewalt kommt
es nur zur Gewährung einer Einsichtnahme in die Urkunden , die weiterhin auf
der Burg Starhemberg unter der Obhut der Deutschordensritter verbleiben. Im
Oktober 1247 ermahnt der Papst die Ordensritter dagegen , die Burg Starhemberg
vor jedem Zugriff des Kaisers zu sichern1020.
Die historischen Nachrichten zeigen , dass bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts
die Rolle des Deutschen Ordens in Österreich vor allem die eines wichtigen Inst-
ruments im Rahmen der staufischen Reichspolitik und der Logistik der Kreuz-
fahrerbewegung war. Zur Entwicklung einer repräsentativen Deutschordens-
architektur in Österreich kam es nach den bisher bekannten Zeugnissen aber erst
unter der Herrschaft Ottokars II. Přemysl , der ebenso wie Kaiser Friedrich II. ein
eifriger Förderer des Ordens war.
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Titel
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Autor
- Mario Schwarz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur