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DerVerkehr inderTransformation 15
oder den Luftraum,wenn in der Zukunftmöglicherweise batterieelektrisch
angetriebene Drohnentaxis unterwegs sein werden. Und schließlich wer-
den durch die Digitalisierung völlig neueMobilitätsangebote im Car- und
Ride-Sharing möglich, oder völlig neue Multimodalitäten, bei denen die
individuelle und gemeinschaftliche Fortbewegung geschickt miteinander
kombiniert werden. Eine große und verzweigte Industriebranchemit vie-
len Zulieferer- und Reparaturbetrieben, Ausbildungs- und Studiengängen,
Gewerkschaften, die Regierung und das Verkehrsministerium, Tankstellen-
betreiber*innen, die Autofahrer*innen und auch Stadtverwaltungen und
Kommunenbefinden sich in unruhigenZeiten; andere Akteurewie aus der
Digitalwirtschaft odermancheStädteundKommunensind in euphorischer
Aufbruchsstimmung.
Die Zielvorstellungen, Interessen und Strategien der an der Großen
Transformation beteiligtenAkteure sind dabei keinesfalls einheitlich –und
vielfach auch noch gar nicht bekannt. Viele Praktiken und Technologi-
en befinden sich – bei wechselnden öffentlichen und unternehmerischen
Kooperationspartnern – imExperimentierstatus,werden ausprobiert, wie-
dereingestellt oderdurchneueExperimente ersetzt.Die technologischewie
gesellschaftliche Innovationsdynamik imMobilitätsbereich ist einzigartig.
Die Autokonzerne stellen sich deshalb in der Elektrifizierung ihrer Flotten
auchganzunterschiedlichauf (Brunnengräber2019). Imverkehrspolitischen
Navigationssystem lassen sichweder dieWegenochdie Langfriststrategien
eindeutig festlegen (Haas/Jürgens 2019). In Vorstandsetagen wie in den
Gewerkschaften wird diskutiert, ob schnell auf das E-Auto gesetzt werden
oderderVerbrennungsmotorweiterentwickeltundnocheffizientergemacht
werden soll. Autofahrer*innen, vor allem die ökologisch ausgerichteten
unter ihnen, finden im E-Auto und seinen Entertainmentelementen einen
besonderenReiz.Das alteAuto als Prestigeobjekt undFortbewegungsmittel
wirdmöglicherweise inZukunft verstärktneugedachtunderfunden.Nicht
nurwenn es längst (teil-)autonom fährt, in derNutzung geteilt oder durch
das Aufspielen von Updates in den Board-Computer laufend verbessert
wird.Esbietetgegenübereinemunsicheren,gefährlichen, luftverschmutzen
Außen einwohliges, filtergereinigte Inneres, das noch dazu perspektivisch
Raum für andere Aktivitäten verspricht. Die Neuerfindung des Autos ent-
spricht den IndividualitätsvorstellungenundSchutzbedürfnissenmoderner
Gesellschaften (Canzler2016).
DieVeränderungen,diesich imVerkehrsbereichankündigen,könnenal-
so sehr tiefgreifend ausfallen. Sie stehen aber noch amAnfang.Und dabei
Baustelle Elektromobilität
Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Titel
- Baustelle Elektromobilität
- Untertitel
- Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Autor
- Achim Brunnengräber
- Herausgeber
- Tobias Haas
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5165-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Auto, Elektromobilität, Transformation, Rohstoffpolitik, Wertschöpfungsketten, Verkehrswende, Bewegung, Autonomes Fahren
- Kategorie
- Technik