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16 AchimBrunnengräberundTobiasHaas
ist es keinesfalls ausgemacht, dass sie zu einemökologisch und sozial ver-
träglichen Verkehrssystemwie zu einer sozial gerechten und nachhaltigen
Mobilität führenwerden (Wissen 2019), die sich stark an denBedürfnissen
derNutzer*innenausrichtet.DerHandlungsdruckistheuteaberschongroß:
Dasüber Jahrzehntegewachsene,automobilzentrierteVerkehrssystemstößt
beimRessourcenverbrauch,beimKlimaschutzundbeimFlächenverbrauchan
planetareGrenzen.DiegesellschaftlichenKonfliktespitzensichjedenfallszu:
derKampf–anderesprechenvomalltäglichenVerkehrskrieg–umdenRaum
fürStraßen,RadspurenoderFußgängerwegehat längstbegonnen. Indizien
fürdieErschöpfungdesbestehendenSystemsgibt es viele; fast jedeund je-
derkannsie täglich imurbanenRaumerfahren.VorallemFußgänger*innen
undFahrradfahrer*innenfordernnachjahrelangerVernachlässigungderent-
sprechendenInfrastrukturgegenüberdemMIVmehröffentlichenRaumund
mehrRechteein (Schneidemesseretal.2018).
AuchdasMobilitätsverhaltenderMenschenändertsich,besondersinden
Städten.Dortzeigtdie jüngereGenerationeinewachsendeOffenheitgegen-
übermultimodalenPraxen.Sie gehtweitgehendsouveränmitdendigitalen
Möglichkeiten um,die das Smartphone zummultimodalen Systemzusam-
menfügt: vomE-ScooterüberdasRidesharingunddenFernverkehrbiszum
Carsharing.DieNutzungdesprivatenAutomobilshatdadurchanBedeutung
verloren oderwird zumindest in Frage gestellt (Canzler et al. 2018). Zudem
sindmitderDigitalisierungundneuenMobilitätsdienstleistungen (Mobility
as a Service) – dazu zählenMitfahrsysteme, Fahrzeugleih- undMietsyste-
me genausowie ergänzendeDienstleistungen, die der Bezahlung, Planung
oderBuchungvonMobilitätsangebotendienen–völligneuePotenziale ver-
bunden,diewirheutenochnicht alle kennenoderabschätzenkönnen.Auf-
fallend dabei ist, dass sich die neuenMobilitätsdienstleistungen bisher vor
allemindenZentrenvonhochverdichtetenGroßstädtenmit relativgut aus-
gebautemöffentlichenVerkehrkonzentrieren;sietretendortvielfachinKon-
kurrenz zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auf (Schaller 2018).
DiePotenzialederneuenMobilitätsdienstleistungenlassensichimSinneder
Verkehrswendenurerschließen,wenndiePrivilegiendesprivatenAutoswie
beispielsweisedas freie (oder imFalledesAnwohnerparkens fastkostenlose)
Parken imöffentlichenRaumabgebautwerden.Dafür gibt es zumindest in
dengroßenStädtenzunehmendeUnterstützunginderBevölkerung(Ruhrort
2019).
Die Beobachtungen zu den Ansätzen der Transformation des Verkehrs
sindalsovielfältigundwerdenindiesemBandnochumvieleweitereergänzt.
Baustelle Elektromobilität
Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Titel
- Baustelle Elektromobilität
- Untertitel
- Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Autor
- Achim Brunnengräber
- Herausgeber
- Tobias Haas
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5165-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Auto, Elektromobilität, Transformation, Rohstoffpolitik, Wertschöpfungsketten, Verkehrswende, Bewegung, Autonomes Fahren
- Kategorie
- Technik