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AutomatisiertesundvernetztesFahrenals Zukunftsperspektive fürEuropa? 95
rungundVernetzungdesVerkehrs seidemnach jedenfalls zu fördern,deren
Chancen zunutzenundpotenzielleGefahren abzufedern.Diese hohePrio-
risierungdesautomatisiertenundvernetztenVerkehrsnaturalisiert sichzu-
nehmendundwirdzueinemBestandteildereuropäischenPolitik.
In früheren Studien wurde bereits umfassend betont, dassMobilitäts-
technologien und Infrastrukturen politisch sind, da siemit denKonzepten
von territorialer Sicherheit, territorialer Integration und der Stärkung des
Binnenmarktes in Verbindung stehen (Jensen/Richardsen 2004; Audika-
na/Chen 2016; Jensen 2016; Barry 1993). Ferner bettet sich auch die Auto-
matisierungdesVerkehrs in einen spezifischen institutionellen, politischen
Kontext ein. Neue Mobilitätstechnologien können in diesem Zusammen-
hangals eine spezifischeFormvonsoziotechnischenNetzwerkenbetrachtet
werden, die als Machtinstrumente dienen, da sie spezifische Bewegungen
ermöglichen, gleichzeitig bestimmteMobilitäten verhindern können (Audi-
kana/Chen2016: 163; Swyngedouw1993: 195).Dementsprechend ist auchder
automatisierteundvernetzteVerkehreineMobilitätstechnologie,dieaufdie
Kontrolle überdenRaumwirkt oderneueFormenvonKontrolle undMacht
imRaumschafft.
MitdemautomatisiertenundvernetztenFahrenwächst eineneueTech-
nologieheran,diedenMarktnochnichtdurchdrungenhatundnoch form-
bar ist. Folglich erscheint esmir besonders spannend, der sich bildenden,
hegemonialenDiskursformationAufmerksamkeit zu schenkenunddiedar-
angekoppeltenneuenSelbstverständlichkeitenderMobilitätderZukunft zu
hinterfragen.DennvorallemimKontextderklimapolitischenZielsetzungen
zeigensichmitdemgegenwärtigenDiskurs starkeWidersprüche.
In diesem Artikel werde ich vorerst das zeitliche Aufkommen der
Zukunftsvorstellung des automatisierten und vernetzten Verkehrs im po-
litischen Diskurs auf europäischer Ebene beleuchten, das letzten Endes
nicht nur als Fortschreibung einer »natürlichen« technologischen Ent-
wicklung erklärt werden kann, sondern sich in eine bestimmte politische
Argumentationslinie einfügt. Durch eine verschränkte Betrachtung von
neuen Narrationen und Institutionen wird gezeigt, wie der Diskurs zum
automatisierten und vernetzten Verkehr wesentlich die Möglichkeiten zur
Mobilitätswende mitstrukturiert, selbst wenn zunehmend Kritiken und
Widerständeauftreten (Endresetal.2016;Cresswell 2010).DieErkenntnisse
dieses Artikels beruhen auf einer an Foucault orientierten Diskursanalyse,
beidereinKorpusdespolitischenDiskurseswieReden,BerichtevonRegie-
rungsorganisationen, Interviews, Verträge und öffentliche Kommentare im
Baustelle Elektromobilität
Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Titel
- Baustelle Elektromobilität
- Untertitel
- Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Autor
- Achim Brunnengräber
- Herausgeber
- Tobias Haas
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5165-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Auto, Elektromobilität, Transformation, Rohstoffpolitik, Wertschöpfungsketten, Verkehrswende, Bewegung, Autonomes Fahren
- Kategorie
- Technik