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204 JörgRadtkeundJürgenDaub
daille:Der individualisiertePersonenverkehr ist einTeil derKultur inklusive
allerMuster vonHabitus, Abgrenzung undEntfaltung der eigenen Persön-
lichkeit (Canzler/Radtke 2019). Der logischeUmkehrschluss liegt darin, die
Ansprüche,VorstellungenundGewohnheitenderliberal-individualistischge-
prägtenGesellschaft inandereMobiltätsformenund-musterzuübersetzen.
Dabei hilft einBottom-up-Ansatzweiter,wie er in den zahlreichenModell-
projektenderVerkehrswende erprobtwird. ImIdealfall ergänzen sichdann
die stärker top-down geprägten Vorgaben,welche sich durch die Angebote
derUnternehmenundMarktlogikenfürNutzer*innenergebenundsichmit
denBottom-up-»Calls«spezifischerNutzer*innengruppen,RegionenundIn-
frastrukturen abgleichen:Wo ergibt sich eineNachfrage,wowirdAnforde-
rungennichtentsprochen?ErfahrungenmitanderentransformativenGesell-
schaftssektorenwiederEnergiewendezeigendieMechanismenderTransiti-
on: Nischenprodukte und -akteure können anfangs die Strukturen und Lo-
giken der etablierten Regime nicht durchbrechen (Geels/Schoot 2007) – im
FallederEnergiewendewaresdieklassische staatlicheHilfe,dieSubventio-
nierungdererneuerbarenEnergienundeinpolitischerwie inderFolgeauch
ein gesellschaftlicherWille,wodurch ein anderes Energiesystem schließlich
befördert wurde.Die staatliche Förderung der E-Mobilität ist bislang ohne
ErfolggebliebenundKonzepte fürspezifischeKontextewieRegiopolenexis-
tierenbislangkaum.Dies istnichtzuletzteinerseitsderstarkenLobbyarbeit
derAutokonzernegeschuldet,wieauchder schongenanntenPfadabhängig-
keitdesgesamtenVerkehrssystems.Eswirdfüreinedeutlichambitionierte-
reVerkehrswende erforderlich sein,Antworten für dieseAnwendungsfelder
zufinden.DiegegenwärtigeDebattederVerkehrswendezeigt:Hinweiseauf
Stadt-Land-Disparitätenpolarisieren,sieerzeugenjedochkeinerleipraktika-
blenLösungsansätze.Die simpleÜbertragungundAusweitungvonTechno-
logienwiederE-MobilitätwürdegegenwärtignureinenErsatzderPKWmit
Verbrennungsmotordarstellen–indenMetropolensinddiesenocheherver-
zichtbar, indenRegiopolenhingegennicht,diePfadabhängigkeitwürdesich
damitunverändert fortsetzen,die Infrastrukturenbliebenunangetastet.
E-MobilitätwirdalsovermutlichgeradeinRegiopoleneinesehrhoheBe-
deutung zukommen.Denn zu vermuten ist einerseits ein Ersatz der PKW
mitVerbrennungsmotorenundandererseits verfügenE-Busse,E-Bikes und
E-RollerüberentscheidendeVorteileangesichtsderAnsprüche,dieaushöhe-
renDistanzen,geringererDichteundAnsprüchenderBevölkerungresultie-
ren.Wirddaher durchE-Mobilität gerade inRegiopolen eineVerkehrswen-
de verhindert,die stärker aufSuffizienz, alsoderEinsparung ressourcenin-
Baustelle Elektromobilität
Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Titel
- Baustelle Elektromobilität
- Untertitel
- Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Autor
- Achim Brunnengräber
- Herausgeber
- Tobias Haas
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5165-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Auto, Elektromobilität, Transformation, Rohstoffpolitik, Wertschöpfungsketten, Verkehrswende, Bewegung, Autonomes Fahren
- Kategorie
- Technik