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410 HeinzHögelsbergerundDanyalManeka
DieösterreichischeAutomobilindustrie2 isthierkeineAusnahme.Sieer-
wirtschaftete 2018 einenUmsatz von 17,1MilliardenEuro, davon entfiel ein
Viertel aufdieErzeugungvonMotorenundGetriebebeziehungsweisederen
Komponenten (2,1Mio.Stück).Durchdiese starkeAusrichtungaufdiePro-
duktionvonVerbrennungsmotorenstehtdieBranche–angesichtsvonEmis-
sionsvorgabenunddemTrendzurElektrifizierung–untergroßemVerände-
rungsdruck.Mit über 75.000Arbeitsplätzen3 kommtderAutomobilproduk-
tionzugleicheinehoheBeschäftigungsrelevanzunddurchdenrelativhohen
OrganisationsgradeineerheblicheBedeutungfürdieGewerkschaftenzu.4
Um diesen Konflikt zwischen beschäftigungs- und umweltpolitischen
Zielen produktiv zu lösen, bräuchte es perspektivisch auch eineKonversion
automobilerProduktionsstätteninRichtungsozial-undumweltverträglicher
Gütererzeugung (Candeias et al. 2013;Henriksson2017;Blöcker2013).Unter
Konversion5 verstehenwirhier einenUmbauprozess,dessenzentraleHand-
lungsebenederBetrieb6unddessenzentralesHandlungsfelddie industrielle
2 Wennwir imFolgendenvonAutomobilindustriebeziehungsweiseAutomobilproduk-
tion sprechen,meinenwir neben der Produktion vonAutos undAutobestandteilen
auch andere Kraftfahrzeuge (und Komponenten) wieMotorräder undmotorisierte,
straßenbezogeneNutzfahrzeuge.Wennnichtanderesbeschrieben,handeltessichum
BetriebedesWirtschaftskammer-FachbereichsFahrzeugbau.
3 DieZahl75.000ergibtsichausdenzirka42.000unmittelbarinderAuto-undihrerun-
mittelbarenZulieferindustrieBeschäftigtenundweiteren33.000Menschen,diezwar
inanderenBranchen(z.B.Chemie,Kunststoff,Gummi,Maschinen)arbeiten,aberdort
defactofürdieAutoindustrieproduzieren(FachverbandderFahrzeugindustrie2019).
4 Branchenspezifische Zahlen zum gewerkschaftlichen Organisationsgrad werden in
Österreichgrundsätzlichnicht veröffentlicht.DieFragenachdemOrganisationsgrad
inderKraftfahrzeug(Kfz)-IndustriewirdvonGewerkschafter*innen (imdirektenund
indirektenBereich)üblicherweisemit»hoch«oder»sehrhoch«beantwortet.
5 Unter Konversion verstehenwir hier nicht jeden industriellenUmbau, sondern das,
was Bernd Röttger (2010) als »demokratische Konversion« bezeichnet: Betriebliche
Umbauprozesse, diedas »Was«mitdem»Wie«derProduktionverbinden, alsoauch
aufeineDemokratisierungbetrieblicherMachtverhältnissezielen.Röttgerbezeichnet
darüberhinausauchstaats-undmarktgetriebeneUmbauprozessesowiebetriebliche
Innovationsprozesse(dieaufdieErschließungneuerMärktezielen)alsKonversion.
6 AuchwennKonversionvomBetriebausgeht,verweistsieaufdarüber liegendeHand-
lungsebenen und setzt gewissermaßen eine Demokratisierung überbetrieblicher
Strukturen und Entscheidungsprozesse voraus, etwa die politische Investitionslen-
kungundeinePolitikderVergesellschaftungvonBetrieben(sieheWissen2019a).Das
zeigt daswohl berühmteste Beispiel betrieblicher Konversion, beimbritischenRüs-
tungshersteller LucasAerospaceausdemJahr 1976:Mit einerKündigungswelle kon-
frontiert, arbeiteten gewerkschaftliche Vertrauensleute einen Zukunftsplan für das
Baustelle Elektromobilität
Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Titel
- Baustelle Elektromobilität
- Untertitel
- Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Autor
- Achim Brunnengräber
- Herausgeber
- Tobias Haas
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5165-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Auto, Elektromobilität, Transformation, Rohstoffpolitik, Wertschöpfungsketten, Verkehrswende, Bewegung, Autonomes Fahren
- Kategorie
- Technik