Seite - 411 - in Baustelle Elektromobilität - Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
Bild der Seite - 411 -
Text der Seite - 411 -
KonversionderösterreichischenAuto(zuliefer)industrie? 411
Produktion ist. So ein Prozess beinhaltet zwei miteinander verbundene
Ziele:ErstensdieUmstellungderProduktpalettenaufnaturverträglicheund
gesellschaftlich nützliche Produkte (zum Beispiel von der Autoproduktion
zur Produktion von Bahntechnologie) beziehungsweise eine Verlagerung
von Beschäftigung in ökologisch nachhaltigeWirtschaftsbereiche (z.B. öf-
fentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Care-Sektor). Neben alternativen
Produkten hat eine Konversionsstrategie aber zweitens auch eine grund-
legende Transformation des »Wie« der Produktion zum Ziel, impliziert
also auch eine Veränderung betrieblicher Machtverhältnisse in Richtung
einer radikalenDemokratisierung vonProduktionsentscheidungen (Röttger
2013;Wainwright/Bowman 2010;Wissen 2019a). Eine solche Perspektive ist
somitunvereinbarmitdemFesthaltenamStatusQuoprofitorientierterPro-
duktion ökologische destruktiver Produkte wie Autos, geht aber auch über
betriebliche Modernisierungsstrategien hinaus, die allein auf den Erhalt
von Arbeitsplätzen und Wettbewerbsfähigkeit zielen und sich dazu einer
(ökologischen) Diversifizierung der Produktpalette, Steigerung der Mate-
rialeffizienz und Qualifizierungsmaßnahmen bedienen (Blöcker 2012). Die
ökologischeModernisierung der Automobilität durch E-Mobilität (Hartung
2018) ist somitnichtgleichbedeutendmitKonversion.
DieserBeitraggehtderFragenachAnsatzpunktenundhemmendenFak-
torenfüreinedemokratischeKonversionderAutomobilproduktioninÖster-
reichnach.DerFokus liegtdabeiaufderBranchen-undBetriebsebene7.Die
Datenbasis ergibt sich aus Branchendaten und 20 Interviewsmit betriebli-
chen Interessensvertreter*innen.Bei derAuswertung standendie Problem-
wahrnehmungderAkteureimHinblickaufdenWandel inderAutoindustrie,
dieEinschätzungder eigenenHandlungsmacht sowieEinstellungengegen-
über–undErfahrungenmitAlternativprodukten imVordergrund.
Zudem versucht der Beitrag einen Anknüpfungspunkt zwischen einem
UmbauderautomobilenProduktionsstättenundeinerumfassenderensozial-
Unternehmenaus, in demsie auf ein »Recht derArbeitendenauf dieArbeit an ver-
nünftigenProdukten«verwiesen.DerPlanbeinhalteteeinealternativeProduktpalet-
te, welche die treibendenAkteure, unter Rückgriff auf dasWissen, die Fähigkeiten
und Erfahrung der Belegschaften, ausarbeiteten. Die Initiative, die auch auf verän-
derteEigentumsverhältnissezielte,scheitertenichtnuranderBorniertheitderUnter-
nehmensführungunddessenVerfügungsgewaltüberdieProduktionsmittel, sondern
auchandenpolitischenKräfteverhältnissen(Wainwright/Bowman2010).
7 Weitgehend ausgeblendet werden in diesem Beitrag die politisch-institutionellen
Rahmenbedingungen(siehedazuPichleretal. i.E.).
Baustelle Elektromobilität
Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Titel
- Baustelle Elektromobilität
- Untertitel
- Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Autor
- Achim Brunnengräber
- Herausgeber
- Tobias Haas
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5165-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Auto, Elektromobilität, Transformation, Rohstoffpolitik, Wertschöpfungsketten, Verkehrswende, Bewegung, Autonomes Fahren
- Kategorie
- Technik