Seite - 66 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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66 Ersteigung bes großen Wiesb»chhorns.
Sobald man den Boden uon Ferleiten betritt, steigt das herr-
liche Bild des berühmten Fuschereiskars vor den Augen des Wande-
rers empor. Man versteht unter dem Fuschereiskar die begletscherten
Berge, welche, dem von Westen nach Osten ziehenden Hauptnicken der
Tauern ungehörig, die südliche Wand des Fuscherthales bilden.
Der Glanzpunkt daraus ist dann wieder der Gletscherbruch, in
dem durch die Abzweigung des zwischen den Thälern Fusch und Ka-
prun von Süden nach Norden laufenden Gebirgsrückens in der süd-
westlichen Ecke des Fuscherthales gebildeten Käferthale, und auch diese
Gletscherpartie allein wird häufig das Fuschereiskar genannt.
Die schönsten Gletscherberge des Fnscherthales erheben sich jedoch
erst in dem erwähnten Grenzrücken zwischen Fusch und Kaprun, zunächst
dem Käferthale die Pyramide der hohen Dock mit der phantastisch
abgeplatteten Spitze, dann nördlich vor ihr das große Wiesbachhorn
nnd von ihm und dem daran nordöstlich gelehnten kleinen Wiesbach«
Horn wieder nördlich der hohe Tenn (die hohe Tenne?).
Hier am Anfange des Bodens von Ferleitcn ist das Wiesbach-
horn und der hohe Tenn durch die nächsten westlichen Thalwände dem
Blicke entzogen. Nach kurzer Wanderung im Thale sieht man aber
sich zur Nechten und hoch über sich bei einer Oeffnung in den Berg-
rücken an der Straße den prachtvollen hohen Tenn und unter ihm
einen mächtigen von bedeutender Höhe zur Straße herabschäumenden
Buch, den stets reichlich gespeisten Abfluß seiner Gletscher.
Sowohl um den Hochtenn, als um das Fuschereiskar flogen heute
Nebel und erregten in uns bange Besorgnisse wegen des morgigen
Wetters.
Im Tauernhause ließen wir uns Kaffee, Honig und Butter,
und die Führer sich Wein und Bier ganz gut schmecken. Doch wurde
über dem leiblichen Wohlbehagen der Hauptzweck nicht außer Acht
gelassen, und so groß auch die Gesellschaft war, welche vom Bade
gekommen und wenigstens bis zur Stelle, wo sich die Wege auf die
Trauner- und Iudenalpe scheiden, noch mitsammen gehen wollte, so
verließ sie doch noch vor 5 Uhr das Tauernhaus wieder.
Wir folgten dem Wege gegen den südlichen Thalschluß.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918