Seite - 67 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Ersteigung des großen Wiesbachhorn«. ß7
Jeder Schritt überrascht hier durch neue Schönheiten, Das
Wiesbachhoin ist noch immer durch den niedrigen Bergrücken auf der
westlichen Thalseite, welcher in geringer Entfernung vom Wege und
parallel mit ihm hinzieht, verdeckt. Erst dort, wo eine halbe Stunde
vom Tauernhause durch eine Anzahl mächtiger doch dünn stehender
Tannen ein höchst malerischer Waldessaum quer über den ganzen Thal-
boden gezogen ist, bricht jener Bergrücken hinter den Hütten der Fögal-
alpe steil ab, und nun kömmt sogleich der obere Theil des riesigen
Berges mit seinen Gletschern und Felswänden über den nahen Wald-
bäumen hoch in die Lüfte ragend zum Vorschein, ein unglaublich groß-
artiges Bild!
Noch eine Strecke weiter vorwärts trifft man am Wege ein Paar
Heustadeln in Mitte der den Thalboden bedeckenden nassen Wiesen an,
und bei ihnen ist der beste Standpunkt, uni das hier auf seiner ganzen
östlichen Seite sichtbare große Wiesbachhorn kennen zu lernen. Wir
hielten deßhalb hier an, zumal da an dieser Stelle die beiden Alpen-
Wege sich trennen und die Gesellschaft sich jetzt zu verabschieden hatte.
Betrachtet man von hier aus das Wiesbachhorn genauer, so wird
man es vor Allem begreiflich finden, daß es bisher so selten erstiegen
worden ist.
Vor dem Jahre 1854 fanden nämlich nur zwei Ersteigungen
statt, die erste vor etwa 40 bis öt) Jahren durch zwei Bauern Zänker
und Zorner, die zweite im Jahre 1841. Als der den Badegästen
als Babhans, auch Fuscherhans, bekannte Johann Holzer und No'dcrer
noch jung waren — beide sind jetzt Fünfziger — lebte noch Zanker
und beschrieb ihnen genau den Weg, welchen er auf die Spitze ge-
nommen hatte. Sie waren dadurch in die Lage gesetzt, dem damaligen
Herrn Fürsterzbischof von Salzburg, Cardinal Fürst Friedlich Schwar-
zenberg, als er im Jahre 1841 die Ersteigung des großen Wiesbach-
hornes unternahm, als Führer zu dienen. Die zweite Ersteigung ge-
lang und die Gesellschaft, aus dem Herrn Cardinal, dem Priester Herrn
Empacher, dem Kammerdiener Moser, dann den Führern und Trägern
Rüderer, Vadhans, Schreder und Voithoffer bestehend, erreichte auf
dem Wege des alten Zanker in neun Stunden von der Iudenalpe die
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Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918