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70 Ersteigung be« großen Wiesbachhorns.
und am tiefsten reichende Gletscher am Wiesbachhorn, bis zur Höhe
von 5 — 6000 Fuß, also bis etwa I V2 Stunden ober der Fögal-
alpe abwärts. Es tritt dadurch weit hinab in die Zone der kahlen
und begrünten Felsen, ja in jene der eigentlichen Matten.
Der dritte Gletscher endlich, das Sandbodenkees, kömmt von der
Ecke zwischen dem nördlichen Kamm und dem Sandboden und neigt
sich so sehr südöstlich gegen das nordöstlich ziehende Pokeneikees, daß
beide Gletscher zuletzt nur durch eine schmale Felspartie getrennt sind.
Die Felsen treten am Ausgesprochensten in dem furchtbaren Ab-
brüche senkrecht uuter der Spitze auf der Nord- und vornehmlich auf
der Ostseite auf, so wie am Massenhaftesten am Nratschenkopfe, wo
sie von der obersten Erhebung bis zur Ecke gegen die hohe Dock und
herab bis zum Fögalhacksedl reichen.
Doch ist auch der nördliche Kamm am Sandboden nackter Fels
und derselbe herrscht überhaupt von der Höhe von 6—7000 Fuß an
gegen die Spitze zu vor.
Die Region der Matten endlich nimmt den tiefsten Theil unter
6—7000 Fuß ein und ist gebildet durch zahlreiche Mulden, die sich
von unserem Standpunkte nur wenig erkennen lassen, sich dafür aber
dem Erstciger desto fühlbarer machen. Sie leckt im nordöstlichen Theile
des Berges in einzelnen Grasstecken hoch hinauf fast bis zur Höhe
des dortigen Kammes und entschädigt sich dadurch für den Raum, den
die Gletscher über ihre regelmäßige Linie herab einnehmen.
Durch die letzte Betrachtung der Felswände von dem Stand»
punkte an den Heustadeln, den wir bisher noch nicht verlassen haben,
wurden wir eben nicht erbaut, aber auch nichts weniger als entmuthigt.
Wir wußten, daß die Sache von unten aus viel entsetzlicher aussieht,
weil alle jene Unebenheiten des Bodens verschwinden, in denen der
Fuß seinen Halt und der Körper Gleichgewicht und Sicherheit findet,
auch hatten wir ohnehin die Ueberzeugung, eine durchaus nicht gefahr-
lose Ersteigung zu unternehmen. Als es zum Abschiede von den Be-
kannten kam, schieden wir daher voll des besten Muthes und jetzt
schritten die eigentlichen Wiesbachhornsteiger, fünf Mann stark, der
Iudenlllpe zu.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918