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78 Ersteigung des großen Wiesbachhoins.
nicht wenig die Temperatur beitrug, die wir hier oben antrafen, denn
es war windstill und warm.
Die höchste Zinne des Wiesbachhorns, nach den trigonometri-
schen Messungen des k. k. General - Quartiermeisterstabes 11.320
Wiener Fuß hoch, besteht aus zwei etwa 40 Schritte von einander
entfernten Dreiecken von Eis, welche von dem äußersten Rande des
Abhanges von Kaprun, der ihnen die Grundlinie gibt, noch, und zwar
die nördliche kleinere etwa 1'/? Klafter, die größere südliche etwa zwei
Klafter hoch, mit der Spitze gegen Osten und das Fuscherthal all-
mälig ansteigen.
Wir befanden uns auf der südlichen, und wenn wir auch nicht
ganz bis zu ihrem äußersten Punkte hinausgingen, weil wir erkannten,
daß sie nur aus überhängendem Eise gebildet sei, so waren wir doch
über den Nand des die beiden Spitzen verbindenden Kapruner Rückens
etwas auf sie hinauf geschritten, ja unsere Führer fingen schon an
uns daselbst im Schnee eine Bank auszuhauen, weil da oben eine
Fläche nicht besteht und die Senkung gegen Kaprun zu steil ist, um
sich behaglich auf der Höhe niederzusetzen. Da stieß Röderer dicht
neben uns einige Mal mit feinem Bergstocke in den eisigen Schnee,
und in Kurzem hatte er ihn durchstoßen und wir konnten durch die
Oeffnung auf die Eismassen tief unter der Spitze gegen das Pockenei
hinabblicken.
Jetzt fanden wir natürlich unsern Standpunkt zu gefährlich, als
daß wir uns nicht einige Fuß tiefer unsern Sitz hätten zurecht machen
lassen.
Doch schritt ich später, aber erst nachdem ich mir das Seil auch
um die Mitte des Körpers hatte befestigen lassen, noch einmal bis
etwa drei Fuß vom äußersten Nande und so weit hinaus, daß ich
die Fuscheräche im Laufe unter der Trauneralpe erblicken konnte.
Anfangs besichtigten Graf Andrassy und ich die Aussicht nur
uach den Hauptgruppen, und dies hatte den doppelten Vortheil, .daß
wir uns später bei der Einzelnerforschung leichter zu Recht finden
konnten, dann daß uns dabei noch Feit übrig blieb unseren Mund»
vorrathen zuzusprechen. Der Madeira, welcher im Aufwärts steigen
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918