Seite - 89 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Ersteigung des großeil WiesbachhornZ. Z^
Der Nebel, welcher früher höher herauf gereicht hatte, war jetzt mehr
über dem Tauern geballt und als Kappe an den Kuppen des Sinne-
wellecks und Fuscherkarkopfes verdichtet. Dies war uns zum Hmabklettcr»
über die Bratschenwände, wobei uns ein Nebel in jeder Beziehung
lästig und gefährlich gewesen wäre, ganz genehm. Der Sicherheit wegen
ließen wir das Seil auch über die Felspartien hinab an unserm Arnie^
Wir wurden dadurch zwar moralisch unterstützt, dafür hatte die Sache,
da die Beschaffenheit des Weges bald einen Sprnng, bald ein lang-
sames, vorsichtiges Vorgehen erheischte, ihre Unbeauenilichkeit darin,
daß der Nachfolgende die Bewegungen seines Vormannes stets auf sich
zurückwirken fühlte.
Eine noch größere Unannehmlichkeit trat für den Grafen An»
drasst) und für mich dadurch ein, daß unsere Steigeisen nicht voll-
ständig an unsere Bcrgschuhe paßten. Im langsamen Hinaufsteigen
machte sich der Uebelstand wenig bemerkbar, doch jetzt legten sie sich
bei jedem Sprunge ober raschen Tritte auf den Felsen von der Sohle
gegen die Außenseite der Schuhe um und mußten immer wieder neu
befestigt werden.
Aber Graf Andrassy, welcher sich schon auf dem Hiucmfwege
als ti'lchtiger Bergsteiger bewährt hatte, überwand selbst dieses Hinderniß,
ich war ohnehin weniger übel daran, und auch über die Bratschen hinab
traf uns kein Unfall. Ja, Nöderer wagte es sogar uns über die
Schneeflächen unterhalb des Abbruches der Teufelsmühle zu führen.
Welche er im Aufwärtssieigen aus Angst vor abstürzenden Eistrümmern
vermieden hatte, obgleich auf diese Art ein Stück der Bratschenwäude
erspart werden konnte. Zuletzt hielten wir uns wieder mehr nach
Nechts und kamen über ein langes Gerölle glücklich am Hacksedl an.
Wir beschlossen nicht in die Iudenalpe zurückzukehren, sondern
über die Fögalalpe den nächsten Weg in die Ferleiten einzuschlagen.
Dieser letzte Theil des Zuges, auf welchem beständig bedeutende
Furchen des Wiesbodens des Pokenei hinauf und hinab zurückzulegen
und mancher Felsdurchbrnch über ihnen zu überschreiten war, siel uns
besonders in der Mittagshitze recht beschwerlich. Wir kamen nach einiger
Zeit hart am untersten Ende des Pokeneikeeses vorbei, fanden aber,
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918