Seite - 93 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Ersteigung des großen Wiesbachhoms. gz
Ist die Wieöbachhorn-Erstcigung für den Freund der wunder-
vollen Glctscherwelt im höchsten Grade lohnend, so läßt sich doch
voraussetze!!, baß sie nicht oft wiederholt werden wird. Dazu sind die
Gefahren dabei zu groß und der Großglockner zu nahe. Die Mehr-
zahl derjenigen, welche Lnst haben einen hohen Berg zu ersteigen, wird
den so allgemein bekannten Großglockner, selbst abgesehen von seiner
leichten Ersteigbarkeit, vorziehen. Und sie haben insoferne Recht, als
dii Aussicht uom Glockner unbestreitbar diejenige vom Wiesbachhorn
an Schönheit übertrifft. Dafür hat das Wiesbachhorn einen Rei;
in sich selbst, in der Großartigkeit seiner einzelnen Theile und seiner
Umgebung, welche von dem Thalboden von Fusch bis zur äußersten
Spitze eine Neihe der entzückendsten Bilder entrollen, wie sie das öde
Gebiet der Leiter am Großglockner ebensowenig zu bieten vermag, als
der ganze übrige Wcg bis hinauf znr Hvhenwarte und Adlersruhc,
Möchte es aber allen künftigen Ersteigern des Wiesbachhurus
gegönnt sein, so treffliche Führer um sich zu haben, wie jene die uns
begleiteten. Jakob Ehrlinger bewährte eben so große Kühnheit als
Bergsteiger, als die Sorgfalt erfreulich war, mit welcher er auf jeden
Tritt derjenigen wachte, die sich ihm anvertraut halten. Badmeister
Gregor Mayer, im Thale ohnehin als Gemsjägcr und Bergsteiger
berühmt, machte den Weg mit Leichtigkeit und Sicherheit, nls ginge
er auf einem Ulpenpfade.
Als im Hinaufsteigen einem der Gefährten der Bergstock ent-
fallen und in die Tiefe hinabgeglitten war, stand er leine Minnte an,
ihm den seinigen abzutreten. Er selbst bediente sich dafür der Stange,
welche wir aus der Iudmalpe zu dem Zwecke mitgenommen hatten,
mn sie auf der Spitze als Fahnenstock aufzupflanzen; als sie dann iu
der That auf der Höhe zurückgeblieben war, trat er ohne die so wich-
tige Hilfe eines Bergstocks den Herabweg an und holte später nock
den entfllllenen Stock furchtlos aus der klüftercichen Tiefe herauf.
Die eigentliche Seele der Wiesbachhorn-Ersteiguug des Jahres
1854 aber war Joseph Schweighofer, der vielfach bewährte, unter
dem Namen seines väterlichen Hauses als Nöderer allgemein bekannte
Hauptführer. Die Sicherheit, mit welcher er nns die Wände des
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918