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Von Kaftiun nach der IohamnshüUc aus der Pastcrze. 121
Die Einsicht der Katastralmappen und der ursprünglichen Auf-
nahme des k. k. Gmeral-Quartiermcisterstabes, welche mir hinsichtlich
dieses und der benachbarten Thäler gütigst zugestanden wurde, und der
Zusammenhalt der daraus entnommenen Daten mit den Namen, die
mir bei meinen beiden Besuchen des Thales genannt wurden, hat es
nur ermöglicht, glücklicher als Schaubach mit den Benennungen im
Kapruncr Gebirge so ziemlich in's Neine zu kommen. Auch verdanke
ich dem Ueberblicke von oben nach unten, vom Wiesbachhorn über
Kaprun eine bessere Orientirung, als ich von unten allein gewonnen hätte.
So schreite ich mit meinem freundlichen Leser an der dem Ein-
gänge des Wasserfalles zunächst gelegenen Nlpenhütte, der Limburgalpe
vorbei und nehme, um die Berge ringsum kennen zu lernen, den Stand-
punkt an der tiefer innen gelegenen Vaucrnalpe.
Blicken wir nun nach Links, so erhebt sich östlich über der Schlucht,
an deren Westseite wir von der Stegfeldbrücke auf den Wasserfall
heraufsteigen, zuerst der hohe Tenn. Man würde hier den Gletscher-
berg mit dem breiten Eisrücken nicht erkennen, denn bis zur obersten
sichtbaren Höhe starrt er mit mächtigen Felswänden.
Der Gletscher südlich von ihm, doch elwas zurück, ist das kleine
Wiesbachhorn. Von ihm wieder südlich steigt nach einer Senknng des
Eiskammes das große WieSbachhorn empor. Es hat von Kaprun
nicht die ans dem Fuscherthale bekannte Form des trotzig überragenden
Horns, sondern jene einer breiten Pyramide, und es wird dadurch
erklärbar, daß, als sich bor einigen Jahren in der Wiener Kunstaus-
stellung ein Bild des Wiesbachhorns, von Kaprun aus gesehen, von
unserem ansgezeichneten Landschaftsmaler Hantsch befand, so mancher
Bergfreund, der nicht in Kaprun gewesen, den Berg nicht wieder er-
kannte.
Unter der Spitze und dem Abhänge des Wiesbachhorns gegen
den Kapruner Boden entsteigt dem letztem selbst massenhaft der Fochez-
kopf mit wild zerrissenen Felsschluchten und starren Gletschern dazwischen.
Dadurch, daß sein Fuß im Thale steht, bildet er mit dem hohen Tenn
einen Rahmen für das rückwärts gelagerte kleine und große Wiesbach-
Horn,, und den also geöffneten Raum nimmt tiefer unten ein großer
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918