Seite - 125 - in Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
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Won Kapruii nach der Iohanmöbllttc auf der Pasterze. 125
Zuerst war ich unschlüßig, dann beschloß ich, wie im vorigen
Jahre, mindestens auf die Mosen zu gehen und das Weitere der Ent-
wicklung des Wetters zu überlassen. Aber meine Hoffnung war so
tief gesunken, daß ich selbst jetzt mit dem Aufbruche nicht eilte. Wir,
verließen daher die Ietzbachhütte erst um 8 Uhr. In einer kleinen
Stunde erreichten wir steiglos auf den südwestlichen Abhängen die
Hochenburg und stets über der Schlucht des vom Moserboden herab-
tosenden Baches emporkletternd, dieses Thalbecken.
Auf ihm wollen wir noch einmal länger verweilen, dann ununter-
brochen auf die Pasterzc hinansteigen.
Der Moserboden oder die Thalstufe in den Mosen ist die
ho'chste Terrasse des Kavrmicr Thales. Der Anblick, der sich hier dar-
bietet, überragt an Großartigkeit daö Bild von den Wasserfall-Alpen
noch bei Weitem. Die Natur hat aus den zwei Bestandtheilen, Felsen
und Eis, eiu Meisterstück geschaffen, und nur ein im Dienste der
Hochgebirgsnatur so geübter und für sie so begeisterter Maler, wie Pro-
fessur Thomas Ender, welcher eine köstliche Studie vom Moserbode«
besitzt, konnte es würdig mit dem Pinsel wiedergeben.
Ueberblicken wir es von den Abhängen der Hochenburg, die, wie
erwähnt, nur als ein lang gestreckter Felsenhügel am Nande des Moser-
bodenö gelegen ist.
Der ebene Boden dehnt sich von Südwest nach Nordost aus.
In die moosgrüne Fläche haben außer dem Haubtabflusse des südwest-
lichen Karlinger Keeses, dessen breites sandiges Bett auf der rechten Seite
gezogen ist, zahlreiche Bäche von den Gletschern des Ostrandes ihre oft
tiefen Ninufale eingeschnitten.
Im Hintergrunde steigt das gewaltige Karlingerkees mit gerun-
deter Endfläche auf die Thalsohle herab.
Aber noch stürzen fünf Gletscher gegen den Thalgrund und
einige aus ihnen erreichen mit ihrer Gletscherzunge vollends dieMoosMche.
Zum besseren Verständnisse wollen wir uns zuerst um die Berge
umsehen, von denen sie herabkommen. Gegenüber der Wasserfallstufe
hat sich im Bcrgftanoramü Manches geändert. Beginnend im Nord-
osten finden wir neben der Bauernbrache den Hochtenn, dann das kleine
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918