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Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
Seite - 137 -
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Von Kaprun nich der Iohannishütte auf der Pisterze. 137" zusteigen. Als der Vorschlag ausgesprochen wurde, sah ich wohl zuerst Nöderer, dann noch einmal die Wand an und fragte: „Kann denn da ein Mensch hinaufsteigen?" Als aber Röderer auf eine kleine Klamm, die das hernbrieselnde Gletscherwasser von oben bis imten gebildet hatte, deutete und beifügte: „Sie und ich steigen leicht über die Wand und der Melker wird schon schauen, daß er auch hinaufkommt," sprach ich bloß das Commandowort „vorwärts" und bald kletterten wir alle drei, Nöderer voran, dann ich, dann der Melker, die Wand hinan. Es War eine originelle Ersteigung, Hände und Füße dienten gleich- mäßig, um aufwärts zu kommen. Auch hier begünstigte die brüchige Schieferart die Ersteigung, und wenn sie die unangenehme Folge hatte, daß durch die Tritte des Voransteigenden beständig Steine auf den wegen der ungewöhnlichen Neigung, gewiß bei 60°, unmittelbar unter ihm Stehenden herabkollcrten, so griffen doch die Steigeisen wacker ein, und in weniger als 10 Minuten waren wir auf dem schneefreien Plateau uon kaum sechs Schuh Breite angelangt, das sich durch das Abschmelzen des Eises in Folge der Warme des Felsens zwischen dem Nande des Gletschers und jenem des Abgrundes, au« dem wir eben anfgetancht waren, gebildet hat. Das Glctscherwasser rieselt wohl allerorts darüber, unserer Klamm zu. Aber das zwar kurze, doch rasche Hinaufsteigen über die steile Wand hatte mich für den Augenblick erschöpft, und ich warf mich mit Befrie- digung auf die nasse Schieferflache hin. Der höhere Gletscher, an den wir unsern Rücken anlehnten, sah auch ganz gut aus, und es schien in der That bereits viel gewonnen zu sein. Ich fand es daher, nachdem ich seit unserem Aufbruche von der Ietzbllch-Alpe nichts anderes als ein Stückchen Brod und eineu Schluck Branntwein zu mir genommen hatte, an der Zeit, jetzt auch dem Körper sein Recht zu geben, und zerfleischte mit kannibalischer Gier ein kaltes Huhn und netzte nach der nothwendigsten Abkühlung meine ausgetrocknete Kehle mit einem erklecklichen Quantum des abfließenden Keeswassers. Doch zu lange durften wir auch hier nicht bleiben, und ich gab deßhalb nach kaum viertelstündigem Aufenthalte das Zeichen zum Auf- bruche.
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Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
Titel
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
Autor
Anton von Ruthner
Verlag
Carl Gerold's Sohn
Ort
Wien
Datum
1864
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.8 x 19.2 cm
Seiten
440
Schlagwörter
Alpen, Gebirge, Natur
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Geschichte Vor 1918
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