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Bockkarscharte und den hohen Gang nach Feileitm. 145
münster, jedoch nur für kurze Zeit, denn schon Nachmittags wollten
wir uns im Tllnernhause Ferleiten treffen. Etwas vor 10 Uhr kam
ich mit Röderer an der Iohannshütte an, Punkt 10 Uhr aber brachen
wir von ihr zur neuen Oletscherreise auf.
Wir stiegen heute an den Abhängen der Gamsgrube in schräger
Richtung gegen den obersten Keesboden höher als im vorigen Jahre
hinan und überschritten so die Schluchten näher ihrem Anfange, wo
sie nicht so tief eingeschuitten sind. Der Glocknerkamm lag wolkenlos
am Südrande des Gletschers. Auch die Berge der Gößnitz standen in
ihren stolzen Formen da, und ich erkannte daraus den Seekamp und
das Petzeck. Nur der Iohannisberg wollte seine Mütze nicht ablegen,
und hob er sie etwas in die Hohe, so zog er sie bald wieder tiefer herab.
Meine größte Aufmerksamkeit erregte der Fuscherkartopf, der
eigentliche Angelpunkt dieses Oletscherausfluges. Ueber einer größeren
Schlucht erblickt man seine ganze Abdachung gegen Süden, und so wirr
sind die horizontalen Schichten derselben übereinander geschoben, daß
es nicht möglich scheint, ihn von Süden zu ersteigen.
Als wir die Ecke der Gamsgrube gegen den Gletscher erreicht
hatten, sahen wir bald auch das viele Gerölle, das er auf seiner süd-
westlichen und westlichen Seite auf den Keesboden herabgeschüttelt hat.
So lange es ging, stiegen wir auf diesen Schuttmafsen längs dem
Gletscher, oft recht steil, empor. Ein an manchen Stellen sehr hoher
Wall von Eis und Schutt trennte uns von der eigentlichen Keesfläche.
Als wir endlich auf diese selbst übergingen, hatten wir anfangs
viel von den großen Nandklüften zu leiden.
Vor uns links lagen der große und der hohe Burgstall, ganz,
links und scheinbar tiefer der kleine Burgstllll. An und über ihnen
dehnte sich das Firnmeer in seinen unteren, die oberen deckenden, Firn-
taren aus. Vom hohen Burgstllll zog sich gegen Nordosten jener schon
bei Beschreibung des Pasterzeugletschers erwähnte Kamm, von dem die
westliche höhere Fläche des Firnmeeres auf den östlichen Theil, das
Schlagintweit'sche Wasserfallkees, herabsteigt. Zu unserer Rechten ragte
der Fuscherkarkopf auf. Auf den höheren Firnpartien vor uns enolich
Ruthner, N«g° und Gletschereisen. 1l)
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Titel
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Autor
- Anton von Ruthner
- Verlag
- Carl Gerold's Sohn
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.8 x 19.2 cm
- Seiten
- 440
- Schlagwörter
- Alpen, Gebirge, Natur
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918